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Pianist Alfred Brendel trifft im Musikverein die Philharmoniker, sucht aber als Solist später die Einsamkeit.

Foto: AP/Flueeler
Im Jänner ist er 75 Jahre alt geworden, Alfred Brendel, jener Künstler, der mit Wort und Ton zu berücken versteht und dessen Rat auch Dirigenten wie Sir Simon Rattle schätzen.

Ob seine witzigen literarischen Eingebungen, ob seine Musikessays die Interpretation von Werken betreffend oder natürlich und dann doch vor allem die musikalischen Umsetzungen seiner Gedanken zu Mozart und Beethoven - die Begegnung mit diesem Ausnahmemusiker hinterlässt einen immer bereichert.

Fernab jeder eitlen pianistischen Pose setzt Brendel, der in London lebt, seine gedanklichen Selbstprüfungen sachlich und prägnant um. Theorie wird gewissermaßen als eine höchst musikalische Praxis lebendig, die maßvoll und zugleich intensiv ist, die auf die jeweilige Werkarchitektur bedacht nimmt und aus dem Detail jene Kraft schöpft, um eine Interpretation als einen schönen Kampf um die Balance zwischen Objektivität und Subjektivität darzustellen.

Im ersten Konzert im Musikverein widmet sich Alfred Brendel mit den Wiener Philharmonikern und Dirigent Bernard Haitink Mozarts Klavierkonzert B-Dur, KV 595. Ganz unbegleitet thematisiert er dann einige Tage später Werke von Haydn, Schubert und Mozart. (tos/ DER STANDARD, Printausgabe, 7.6.2006)