Die Unwirklichkeit von Glas berühre ihn,

sagt Peter Rath im Film "Glas im Blut": Ein Argument, das auch bei Regina Strassegger sticht: In ihrem neuen Film erzählt die österreichische Filmemacherin Mittwoch um 21.15 Uhr auf 3sat, die böhmisch-österreichische Geschichte der berühmten Lobmeyr-Rath-Dynastie.

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Sie zeichnet ein Porträt der ungleichen Brüder

Hans Harald, Peter und Stefan Rath und beschreibt, wie leicht nicht nur Glas, sondern auch menschliche Beziehungen brechen. Der 67-jährige Peter versteht sich als tschechischer Unternehmer im neuen Europa und eckt damit bei seiner traditionsbewussten Familie an.

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Doch Strassegger bleibt nicht bei einer

psychologischen Studie zweier faszinierender Persönlichkeiten. Die wechselvolle Familiengeschichte verweist auf größere historische Zusammenhänge: Die Lobmeyrs lieferten ihre Kristallluster, Büsten und Skulpturen nicht nur an die Oper, sondern produzierten auch für Stalin, Tito und Ceausescu. Lobmeyr-Glas galt als Prestigeobjekt: Jedes Wiener Kaffeehaus, das etwas auf sich hielt, musste seinen Lobmeyr-Luster haben.

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"Glas im Blut"

ist dabei vor allem ein Plädoyer gegen die Perfektion, in der das wirklich Wertvolle keinen Platz mehr hat. Die Bläschen im Glas seien der Makel, der das von Hand gefertigte Stück vom industriellen zwar unterscheide, es aber gleichzeitig zum unverwechselbaren Einzelstück werden lasse, meint Peter Rath. Wer sich von der Pracht überzeugen will, möge sich auf der Wiener Kärntner Straße in die Materie vertiefen. (prie/DER STANDARD, Printausgabe, 7.6.2006)

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