Wien/Boston/New York - Die US-Investmentfirma Thomas H. Lee Partners erhält mindestens 84 Mio. Dollar (64,8 Mio. Euro) aus dem 675 Mio. Dollar (plus 8 Mio. Dollar an Sammelklagefonds) umfassenden US-Vergleich der Bawag. Damit wolle das Equity-Capital-Unternehmen seine Verluste beim Zusammenbruch des Brokers Refco im vergangenen Jahr ausgleichen, schreibt der "Boston Globe" (Dienstagausgabe).

Hilfe für Bennett

In einer Erklärung im Zusammenhang mit dem Vergleich halten Bawag und ÖGB fest, dass die Bawag dem ehemaligen Refco-Chef Phillip Bennett geholfen hatte, mit Hilfe von Krediten in Höhe von 250 bis 300 Mio. Dollar in den Jahren 2000 bis 2005 die Refco-Bilanz zu manipulieren und die Wahrheit über die Refco-Finanzen vor den Investoren zu verstecken. Zu verschiedenen Zeitpunkten während der Jahre 2000 bis 2004 habe die Bawag direkt oder indirekt bis zu 47 Prozent an Refco gehalten. Im Zuge des Verkaufs von Refco-Anteilen im August 2004 an Thomas H. Lee Partners habe die Bawag 952 Mio. Dollar (735 Mio. Euro) erhalten, heißt es in der Mitteilung der US-Staatsanwaltschaft zum Vergleich.

Lee Partners hatte am Börsengang von Refco im Herbst mitgewirkt. Unter bestimmten Umständen könne Lee Partners noch zusätzliche 16 Mio. Dollar von der Bawag erhalten, heißt es in einer Erklärung, aus der der Boston Globe zitiert.

Keine weiteren Forderungen

90 Prozent der Summe werde an einen Beteiligungsfonds gezahlt, der durch Refco 245 Mio. Dollar Verlust verbucht hatte. Der Rest werde an Ko-Investoren des Fonds gehen. Im Gegenzug werde Lee Partners keine weiteren Forderungen gegen die Bawag erheben, aber seine Klagen gegen den ehemaligen Refco-Eigentümer Phillip Bennett und andere ehemalige Refco-Verantwortliche weiter fortführen.

Das Refco-Debakel hatte in Lee allerdings bereits ein prominentes Opfer gefordert: Der Finanzier Thomas H. Lee hatte im März das von ihm gegründete Investmenthaus Thomas H. Lee Partners verlassen. Dabei standen offenbar die verlustreichen Investitionen in den inzwischen insolventen US-Rohstoff- und Wertpapierhändler Refco im Zentrum. (APA)