Sie denken hin, sie denken her, die Globalisierer halten die USA und China für die Lokomotiven der Welt, die Nationalisten halten den Staat für unentbehrlich, die Würde des Einzelnen zu schützen. Gleichzeitig hält der Boom an Arbeitslosigkeit und Verarmung und Hunger an, nur die Begeisterung für den Fußball wächst ähnlich stark.

Bill Shanklys Spruch, Fußball sei eine viel ernstere Sache als Leben, ist natürlich höherer Unsinn, doch der Mensch lernt daraus. Er bringt uns das Geheimnis nahe, warum in der Diktatur der Händler von der WTO abwärts das Spielzeug der Fiat-Familie, Juventus Turin, in Korruption und Schande untergeht. Parallel zum hässlichsten Fußballstil der Welt, dem Catenaccio.

Catenaccio und Agnelli stammen aus der Zeit vor der Globalisierung, heute regieren Roman Abramovich und Chelsea, Silvio Berlusconi und Milan, Didi Mateschitz und Salzburg. Männer, die via TV, Dosendrinks und Öl "die Welt" verschönern.

In einem ARD-Talk skizzierte André Heller die absurde Parallelwelt der FIFA, andere Gescheite kritisierten den "Kommerz" und lobten die WM-Chance Deutschlands auf Selbstdarstellung und Selbstbewusstsein.

"Brasilien" wird wundervoll spielen, in Brasilien werden während der WM zigtausende Kinder verhungern. Das ist auch ernster als Leben und Tod, und der deutsche Innenminister Wolfgang Schäuble lobte die FIFA dafür, in den ärmsten Ländern der Welt Hilfe zu leisten. Nein, sie hilft nicht den Arbeitern, die dort für einen Hungerlohn Fußbälle nähen, sie schickt Fußbälle und Leiberln und Trainer hin. "Weil die Menschen dort nur den Fußball haben. "In diesem Sinne: Möge der (Erfolg-)Hungrigste gewinnen. (DER STANDARD, Printausgabe, Dienstag, 6. Juni 2006, Johann Skocek)