United 93/Flug 93 beginnt mit dem Morgengebet der Terroristen, und endet mit den letzten Sekunden, die sie und ihre Opfer am Leben waren. Dazwischen zeigt Greengrass, wie das Personal in den Kontrollzentren und das Militär in den Bodenstationen zuerst ratlos, dann ungläubig, schließlich chaotisch versucht, die Ereignisse zu verstehen und etwas dagegen zu tun. Die ungeheure Plötzlichkeit der Anschläge wird in diesem knappen Film, der nichtsdestoweniger die Zeit zu dehnen scheint, um all das in sich aufzunehmen, was sich an diesem Tag auf wenige Stunden verdichtet hat, so nachdrücklich deutlich wie noch in keiner Darstellung davor.
Greengrass inszeniert - ohne Stars und zum Teil mit Laiendarstellern, die sich selbst spielen - weitgehend unspekulativ. Wo seine Version nicht durch Tatsachen gedeckt ist, sucht er nach plausiblen Lösungen. Ein guter Teil des Geschehens ist ausführlich dokumentiert, weil zahlreiche Passagiere und auch das Personal von United 93 telefonisch Verbindung mit Angehörigen und Zuständigen aufnahmen.
Die letzte Nachricht des mutmaßlichen Piloten Ziad Jarrah an seine Freundin in Deutschland interpretiert Greengrass als Indiz für einen Zweifel an der Mission. So erklärt sich auch das überraschend lange Zögern vor der brutalen Übernahme des Flugzeugs. Greengrass bleibt konsequent in der Gegenwart. Täter wie Opfer bekommen keine Biografie, ja nicht einmal Eigenschaften. Was immer die Figuren individuell machen könnte, wird beiseite gesprochen, bleibt als Halbsatz aus einem Telefondialog hängen oder wird aus dem Arabischen nicht übersetzt. Der berühmten Parole "Let's roll" fehlt jede generelle Dimension.