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Scharf bewacht war das Treffen der Minister der Opec-Staaten in Caracas. Zuvor war der österreichische Konsul Walter Rehberger in Venezuela bei einem Raubüberfall auf die Botschaft angeschossen worden (siehe derStandard.at/Panorama). Dabei war auch über einen Zusammenhang mit dem Opec-Treffen spekuliert worden.

Foto: Reuters/Silva
Caracas - Der Ölminister von Katar, Abdullah al-Attiyah, sagte am Donnerstag vor einem außerordentlichen Treffen der Opec-Minister in Caracas, dass die Fördermengen nicht gekürzt werden sollen. Allerdings werde das Kartell die Entwicklung an den Ölmärkten genau beobachten und eine Änderung der Fördermenge beim nächsten Treffen des Kartells am 11. September in Wien überdenken, sagte al-Attiyah.

Ein Grund, warum die Fördermenge nicht erhöht wurde, ist auch die beginnende Hurrikan-Saison in den USA. Am 1. Juni begann offiziell die gefährliche Periode in den USA. Im Vorjahr hatte dies zu beträchtlichen Beeinträchtigungen geführt.

Irans Ölminister Kasem Wasiri-Hamaneh sagte, die Opec-Mitglieder wollten versuchen, die Fluktuationen der Ölpreise zu begrenzen. Alle seien wegen der hohen Ölpreise besorgt. Die Nachfrage sei höher als das Angebot. Zudem sei Washington wegen seiner Drohungen gegen den Iran auch am Preisanstieg schuld, sagte der iranische Minister. In den vergangenen Tagen hatte der Ölpreis nach dem Gesprächangebot der USA an den Iran um rund zwei Dollar nachgegeben.

Auswirkungen auf Konjunktur

Iran ist nach Saudi-Arabien das zweitgrößte Ölförderland innerhalb der Opec und produziert derzeit rund vier Mio. Barrel (zu 159 Liter) pro Tag. Die Opec-Staaten befürchten, dass sich durch den anhaltend hohen Ölpreis das Weltwirtschaftswachstum verlangsamen und dies sich auch negativ auf die Förderstaaten selbst auswirken könnte, ergänzte ein Opec-Sprecher.

Der Einfluss der Opec auf die Preise ist jedoch begrenzt, da die in ihr zusammengeschlossenen Staaten bereits nahe der Kapazitätsgrenze Erdöl fördern. Vor allem Engpässe bei den Raffinerien, der Atomkonflikt mit Iran und die Aktivität von Investoren auf den Rohstoffmärkten haben den Ölpreis in die Höhe schnellen lassen.

Gegenwärtig fördern die elf Opec-Mitgliedsländer zusammen die Rekordmenge von rund 30 Mio. Fass (je 159 Liter) pro Tag. Der US-Ölpreis hatte am Freitag im asiatischen Handel wieder leicht auf 70,74 Dollar (55,54 Euro) angezogen. Die elf Opec-Staaten - darunter auch Saudi-Arabien, Iran, Irak und Nigeria - verfügen über zwei Drittel der weltweiten Ölreserven. Sie stehen für 40 Prozent der weltweiten Ölproduktion und haben damit einen mächtigen Hebel für die Preise.

Chávez für Iran

Venezuelas linkspopulistischer Präsident Hugo Chávez hatte sich auf die Seite des Iran geschlagen und in einer Rede vor den Opec-Ministern die USA kritisiert, deren "American Way of Life" der Energieverschwendung Vorschub leiste. Zudem beschuldigte er die US-Regierung, sie wolle die Opec zerstören. Chávez pries die Organisation als Verteidigerin der Entwicklungsländer gegen Imperialismus. Chávez hatte sich für eine Drosselung der Fördermengen eingesetzt, war aber damit abgeblitzt.

Gegenwärtig fördern die elf Opec-Mitgliedsländer zusammen die Rekordmenge von rund 30 Mio. Barrel (1 Barrel=159 Liter) pro Tag. Am Freitag zog der US-Ölpreis im frühen asiatischen Handel wieder leicht auf 70,74 US-Dollar an, nachdem er am Vorabend in Erwartung der Opec-Entscheidung deutlich gefallen war. Ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Juli wurde am Donnerstag mit 70,15 US-Dollar und damit 1,14 US-Dollar unter dem Vortagespreis gehandelt. (Reuters, red, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3./4./5.6.2006)