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STANDARD: Die New York Stock Exchange übernimmt die Euronext. Ist das eine erfreuliche Entwicklung?

Buhl: Es hat lange gedauert, bis die Amerikaner sich wieder mit dem europäischen Aktienmarkt beschäftigen und die Kapitalmärkte für Aufmerksamkeit sorgen. Daher ist das auch ein positives Signal. Prinzipiell bin ich aber für die Aufrechterhaltung von starken lokalen Börsenplätzen.

STANDARD: Warum?

Buhl: Weil sich Klein- und Mittelunternehmen nur über einen starken lokalen Markt Liquidität besorgen können. International gibt es für diese Unternehmen keine Aufmerksamkeit. Sie stehen nicht im Fokus von Analysten und daher auch nicht in jenem von Investoren.

STANDARD: Welche Vorteile bieten große globale Märkte?

Buhl: Große Märkte sind zumeist transparenter. Für Anleger macht dieser Zusammenschluss Sinn, weil Zeitlöcher, die sich aufgrund von Zeitverschiebungen ergeben, überbrückt werden können. Das wird sich auch positiv auf die Handelsumsätze auswirken. Außerdem gibt es auf internationaler Ebene das Bestreben, die verschiedenen und oft divergierenden Börsenregulari^en zu harmonisieren. Interessant wird sein, was Wettbewerbshüter zum Deal sagen.

STANDARD: Die Wiener Börse hat in den vergangenen Jahren eine beeindruckende Performance aufs Parkett gelegt. Der Leitindex ATX lag 2005 mit einem Plus von 51 Prozent weit über dem internationalen Schnitt. Haben Sie Angst vor einer Übernahme?

Buhl: Nein, we are not for sale. Ohne die Zustimmung der Aktionäre wäre ein Verkauf sowieso nicht möglich, und diese haben sich zuletzt klar dagegen ausgesprochen. Ich erwarte durch die angestrebte Fusion auch keine Auswirkungen auf die Wiener Börse beziehungsweise den österreichischen Kapitalmarkt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3./4./5.6.2006)