Wien – Das Gerangel um die Neubesetzung der österreichweit 20 Chef-Sessel im Arbeitsmarktservice (AMS) geht in die Endrunde. Dabei könnte es zu einer Überraschung kommen. War man in AMS-Kreisen bisher davon ausgegangen, dass sich keiner der derzeitigen Spitzenmanager künftig in der Arbeitslosenstatistik wiederfinden wird, scheint nun eine Neuauflage des derzeit amtierenden "rot-schwarzen" AMS-Österreich-Duos Herbert Buchinger und Herbert Böhm doch nicht mehr sicher.

Während der für Arbeitsmarktpolitik zuständige Buchinger als faktisch unumstritten gilt, hat der "schwarze" – für Finanzen und den Verwaltungsbereich zuständige – Böhm nämlich harte Konkurrenz in Person von Johannes Kopf bekommen.

Unterstützung vom Chef

Kopf ist derzeit Ministersekretär bei Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Bartenstein (VP) und in dessen Haus für Arbeitsmarktfragen zuständig. Davor war er im Generalsekretariat der Industriellenvereinigung tätig. Bartenstein soll der Bewerbung seines Experten um den AMS-Chefsessel mit äußerst großem Wohlwollen gegenüberstehen, weshalb ihm Kenner der Szene entsprechend gute Chancen einräumen.

Nachdem die neue AMS-Bundes- und Landesleitung mit 1. Juli bestellt wird, muss bei der nächsten Sitzung des Verwaltungsrates am 20. Juni die Entscheidung über die Besetzung der AMS-Spitzen fallen. Davor waren die Hearings für die Top-Jobs, für die vor allem Führungserfahrung gefordert wurde, zügig bis Mitte März absolviert worden. Seitdem herrsche aber, so ein Insider, "politischer Stillstand".

Wie immer die künftige AMS-Führung aussieht, sie wird sich mit schwerwiegenden Problemen auseinandersetzen müssen. Das frische Geld (284 Mio. Euro), das die Regierung im heurigen Wahljahr für die Kurse des AMS genehmigt hat, wird die Arbeitslosigkeit nämlich voraussichtlich nur 2006 um bis zu 10.000 reduzieren. Dann allerdings wird sie bis 2008 wieder ansteigen. Die nachhaltigste Problemgruppe werden neben älteren Menschen ab 50 die Langzeitarbeitslosen bleiben.

Rechnungshof-Kritik

Zudem am Tisch: Die jüngste Kritik des Rechnungshofes. Der hatte anhand des AMS Wien die mittlerweile in ganz Österreich umgesetzte Neu-Organisation der Geschäftsstellen durchleuchtet. Neben einer Reihe von Empfehlungen, wie die Kundenbetreuung effizienter zu gestalten sei, kamen die Prüfer unter anderem zur Ansicht, dass das AMS mit seinen Maßnahmen gegen das Schwänzen von Vorspracheterminen zwar restriktiver geworden sei, damit aber kaum Wirkung erziele. (Monika Bachhofer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3./4./5.6.2006)