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Wie ein Fremdenführer leitet Georg Riha in seinem neuen Film durch die Stadt Salzburg. Er führt durch Festspielbühnen, Kirchen und Hinterhöfe, an Brunnen und Gewässer, an Gärten und Gräber. Er begleitet die Arbeiter beim Reinigen des Almkanals, er geht in den Untergrund und lässt uns über Tropfsteine staunen. Riha serviert die Schönheiten der Stadt in flotten Schnitten, auf das herbstlich gefärbte Blatt erlaubt er hingegen einen längeren Blick. Und immer wieder der Rundflug über die Festung. Im Frühling, im Sommer, im Herbst und im Winter: Das ist tatsächlich ein so prachtvoller Blick, dass man sich daran nicht satt sehen will. Der Zuschauer bekommt die gewohnte herausragende Bildqualität mit umfassender Landeskunde – so gemacht, dass auch ausländische TV-Sender garantiert Interesse zeigen werden.

In der ORF-Diskussion melden sich gegenwärtig viele zu Wort, auffallend wenige darunter sind Film- und Kulturschaffende – nicht nur aus Angst, in Zukunft keine Aufträge mehr bekommen. Sie haben innerlich resigniert. Wenn sogar ein Aushängeschild wie Georg Riha von "Selbstausbeutung" bei seiner Filmarbeit spricht, kann man sich ausrechnen, unter welchen Bedingungen weniger prominente Regisseure arbeiten müssen. Wer in ORF-Augen zu wenig Publikumsträchtiges produziert, wird bestenfalls auf 3sat verwiesen. Geld gibt's dort erst recht keines. Die gegenwärtige Dokumentarfilmstärke Österreichs bleibt ungenützt. Auch das hat mit der Qualität des ORF-Programms – und mit Politik – zu tun. (prie/DER STANDARD, Printausgabe, 3./4./5.6.2006)