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Links oben ist die Wuchtel zu sehen - in diesem Falle ein Tor. Eine Studie aus Graz besagt jedoch: "Je weniger Tore fallen, desto höher die Chance, dass ein Außenseiter gewinnt."

Foto: REUTERS/Kai Pfaffenbach
Graz - Das Ergebnis eines Fußballspiels ist oft reiner Zufall und die Wahrscheinlichkeit, dass eine schlechtere Mannschaft gewinnt, sehr hoch - zu diesem Resultat ist Leopold Mathelitsch vom Institut für Physik der Universität Graz gekommen. Zusammen mit Sigrid Thaller vom Institut für Sportwissenschaft hat der Uni-Professor die Ergebnisse der deutschen Bundesliga untersucht. Sein Ausblick auf die Weltmeisterschaft: "Je weniger Tore fallen, desto höher die Chance, dass ein Außenseiter gewinnt."

Die Untersuchungen im Zeitraum von 1965 bis 2005 hätten ergeben, dass die Ergebnisse den statistischen Überlegungen entsprechen, so Thaller. Ausschlaggebend sei eben die geringe Anzahl an Toren, die dem Zufall mehr Chancen geben als dem Können. "Wenn man annimmt, dass ein Team A doppelt so stark ist wie ein Team B, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Team A das nächste Tor erzielt, zwei Drittel und für Team B ein Drittel", erklärte Mathelitsch. Falle in einem Spiel kein Tor, habe die schwache Mannschaft mit Sicherheit einen Punkt ergattert. Bei nur einem Tor stehe die Chance für die Außenseiter immer noch bei 33 Prozent, so Mathelitsch.

Vergleich mit radioaktiver Quelle

Der Grazer Forscher verglich die Stärke eines Fußballteams mit der einer radioaktiven Quelle. Letztere könnte einigermaßen genau bei einer bestimmten Anzahl von Zerfällen gemessen werden. Da in einem Fußballspiel aber vergleichsweise wenig Tore fallen, wurde zu den Grazer Studien die gesamte deutsche Bundesliga herangezogen.

Ein englischer Kollege Mathelitschs, John Wesson, kam zu einem ähnlichen Ergebnis. Der Wissenschafter hatte eine Meisterschaft mit 21 Mannschaften simuliert, bei der bis auf ein Team alle gleich gut waren. In der Mehrzahl der simulierten Fälle war die überlegene Mannschaft auch nach rund vierzig Spielen noch nicht Meister.

Der Elfer

Schlechte Karten haben laut den Grazer Forschern die Tormänner beim Elferschießen: "Reporter behaupten oft, dass Goalies darauf reagieren, in welche Richtung der Spieler den Ball schießt. Das ist physikalisch völlig unmöglich", erklärt Mathelitsch. Fliegt der Ball mit 100 km/h, benötigt er bis zum Tor etwa 0,3 Sekunden. Ein Tormann habe im besten Fall eine Reaktionszeit von 0,1 Sekunden - es bliebe ihm also nicht genug Zeit, sich auch noch ins richtige Eck zu bewegen, so Mathelitsch. "Aber gute Tormänner antizipieren bereits aus der Anlaufbewegung des Schützen die Richtung des Balls." (APA)