Klagenfurt - Der größte Publikumserfolg am Stadttheater Klagenfurt in der Spielsaison 2005/2006 war die Uraufführung von Peter Turrinis Stück "Bei Einbruch der Dunkelheit". Intendant Dietmar Pflegerl meinte am Freitag vor Journalisten, die Auslastung von 98,7 Prozent habe ihn "total überrascht". Insgesamt war die Saison erfolgreich, wenngleich die Gesamtauslastung etwas zurückgegangen ist - auf 88 Prozent.

Ungewöhnlich sei die Saison verlaufen, so Pflegerl: "Wir haben etwas festgestellt, das es in meinen 15 Jahren in Klagenfurt noch nicht gegeben hat, nämlich, dass drei Produktionen absolute Spitzenrezensionen hatten und nicht über 70 Prozent Auslastung hinausgekommen sind." Er habe keine Erklärung dafür außer der, dass das Kärntner Theaterpublikum eben doch nicht berechenbar sei. Sowohl "Ballhaus" als auch "Into The Woods" sowie "Dreier" hätten die Erwartungen nicht erfüllt. "Hier hat die sonst so zuverlässige Mundpropaganda versagt", meinte der Intendant.

Überraschungserfolge

Die zweite Überraschung für Pflegerl war - neben dem enormen Erfolg Turrinis, der das bestbesuchte Schauspiel seiner gesamten Ära geworden ist - das Publikumsecho für die Mozart-Oper "Il sogno di scipione", mit einer Auslastung von 90 Prozent. "Und zum Dritten hätte ich nicht gedacht, dass Henzes 'Der junge Lord' 76 Prozent erreichen wird." Diese überraschenden Erfolge zeigten ebenso wie die schlechter besuchten "programmierten Hits", dass "Theater auch nach 15 Jahren keine g'mahte Wies'n ist, dass man immer kämpfen muss".

Seine Abschiedssaison eröffnet Dietmar Pflegerl mit Martin Kusejs Inszenierung von Ödön von Horvaths "Zur schönen Aussicht" (21. September). "Ich habe beim Abonnentenabend einige ältere Damen davor gewarnt, hinzugehen, da es nichts für schwache Nerven ist", berichtete der Intendant schmunzelnd. Dass diese Warnung gleichsam eine Garantie dafür ist, dass sie trotzdem kommen werden, davon ist auszugehen. Über seine eigenen Inszenierungen im kommenden Spieljahr will er - wie immer - noch nichts verraten. Dafür konnte er verkünden: "Wir haben einen King Lear". Für die Hauptrolle in dem Shakespeare-Stück, das am 8. Februar 2007 in einer Inszenierung von Alexander Kuchinka Premiere hat, hat Wolfgang Hübsch zugesagt.

Ein Intendant sorgt für Aufsehen

Der 62-jährige Klagenfurter Pflegerl ist seit dem Jahr 1992 Intendant in Klagenfurt. Gleich im März 1993 produzierte er einen veritablen Eklat. Martin Kusejs damalige Inszenierung von Schillers "Kabale und Liebe" versetzte sowohl das Theaterpublikum als auch einen Teil der Kritiker in helle Aufregung. Seine Opernproduktionen erregten weit über Kärnten hinaus Aufsehen, was auch durch zahlreiche Gastspiele an anderen Bühnen belegt wird. Zugleich scheute Pflegerl in den vergangenen Jahren keinen Konflikt mit der Politik. Sein Lieblings-Feindbild dabei: Der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider. Im Sommer 2007 endet seine Ära mit einer Lesung. Pflegerl wird "Die Eröffnung" von Peter Turrini lesen. Zufällig hat der streitbare Theatermacher diesen Text wohl nicht ausgesucht.