Parlament verkündet offiziell Unabhängigkeit
Vor der Verkündung der Unabhängigkeit nahmen die Abgeordneten das offizielle Ergebnis des Unabhängigkeits-Referendums an. Bei der Volksabstimmung am 21. Mai hatten sich 55,5 Prozent der Bürger Montenegros (nach EU-Vorgabe waren 55 Prozent notwendig) für die Loslösung aus dem Staatenbund mit Serbien ausgesprochen. Damit wurde auch der Zerfall Jugoslawiens in sechs Staaten besiegelt. Schon Anfang der 90er Jahre hatten sich Slowenien, Kroatien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina für unabhängig erklärt. Mit der Unabhängigkeit Montenegros wird auch Serbien automatisch unabhängig.
Das Parlament in Podgorica nahm auch eine Deklaration über die Grundprinzipien des souveränen Staates Montenegros an. Grundlage seien die Achtung und der Schutz der Menschen- und Minderheitenrechte, die Prinzipien der parlamentarischen Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Marktwirtschaft. Der Ausbau des Staates zu einer zivilen, multinationalen, multiethnischen, multikulturellen und multikonfessionellen Gesellschaft werde weiter geführt.
In der Deklaration wird hervorgehoben, dass Montenegro die Prinzipien der UNO, der EU, des Europarates, der OSZE und anderer internationaler Organisationen annehmen werde. Die notwendigen Schritte zur Mitgliedschaft in internationalen Organisationen sollen so bald wie möglich gesetzt werden. Betont wird die "strategische Priorität" der raschen EU-Integration. Auch die NATO-Mitgliedschaft wird angestrebt.
Die Oppositionsparteien, die sich für die Wahrung des Staatenbundes mit Serbien aussprachen, boykottierten die Sitzung. Der serbische Präsident Boris Tadic kam - wegen anderer Verpflichtungen - nicht zur feierlichen Verkündung der Unabhängigkeit nach Podgorica. In einer Aussendung wünschte Tadic "allen Bürgern Montenegros Frieden, Stabilität und umfassende Prosperität". Auch der serbische Premier Vojislav Kostunica folgte nicht einer Einladung nach Podgorica.
OSZE-Beitritt angekündigt
Montenegro werde bis Ende Juli dieses Jahres als 56. Mitglied in die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) aufgenommen werden, kündigte der aus Montenegro stammende OSZE-Botschafter Serbien-Montenegros, Vesko Garcevic, an. Nächste Woche werde Montenegro offiziell einen Beitrittsantrag stellen. "Das wird die erste Mitgliedschaft in einer internationalen Organisation nach der Verkündung der Unabhängigkeit", sagte der Diplomat.