Bogotá - Das kolumbianische Militär hat nach Angaben der Staatsanwaltschaft vor knapp zwei Wochen zehn Mitglieder einer Eliteeinheit der Antidrogen-Polizei Dijin und einen Informanten "absichtlich" erschossen. Es sei "kein Versehen, sondern ein Verbrechen" gewesen, sagte Generalstaatsanwalt Mario Iguarán am Donnerstag (Ortszeit). Acht Offiziere und Soldaten seien verhaftet worden.

Die Ermittler gehen nach eigenen Angaben davon aus, dass die Militäreinheit im Auftrag von Drogenbanden handelte. Bewohner der Region hätten berichtet, dass die Drogenbarone ein Kopfgeld von einer Million Dollar (800.000 Euro) auf die wegen ihrer Erfolge im Kampf gegen die Drogenkriminalität gefürchtete Polizeieinheit ausgesetzt hatten.

Die Polizisten und der zivile Informant waren am 22. Mai bei einem Einsatz in der Gemeinde Jamundí in der Nähe der Großstadt Cali im Südwesten des Landes mit Kriegswaffen zum Teil aus nächster Nähe zusammengeschossen worden. "Die Tatsache, dass die Polizisten von sieben verschiedenen Punkten aus unter anderem mit Granaten beworfen und von Scharfschützen beschossen wurden, ist ein deutliches Zeichen für einen Hinterhalt mit dem Ziel, ein Massaker zu veranstalten", sagte Iguarán. Keiner der ebenfalls schwer bewaffneten Polizisten überlebte.

Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf die Korruption von Teilen des Militärs, die nach Angaben von Menschenrechtsgruppen seit Jahren sowohl mit illegalen Paramilitärs bei Menschenrechtsverbrechen wie auch mit Drogenbanden zusammenarbeiten. Lokalen Medienberichten zufolge war der Drogenboss und Paramilitär William García alias "El Indio William" bei dem Massaker dabei. Seine Leibwächter hätten die Polizisten ebenfalls beschossen.

Die Lage in den Drogenanbaugebieten Kolumbiens ist äußerst unübersichtlich. Linke Rebellen, Drogenbanden und die offiziell entwaffneten, aber tatsächlich immer noch aktiven rechten Paramilitärs kämpfen um die Kontrolle über die Drogenproduktion. Polizei- und Militäreinheiten arbeiten Augenzeugenberichten zufolge auch punktuell mit den Paramilitärs zusammen und versuchen ebenfalls, einen Teil der riesigen Drogengewinne zu ergattern. (APA/dpa)