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Trotz europäischer Freizügigkeit will der Umzug in einen anderen EWR-Staat gut vorbereitet sein.

Foto: AP/RONEN ZILBERMAN
"Und irgendwann bleib i dann durt ... ". Wer hat nicht schon mit dem Gedanken gespielt, sein Lieblingsurlaubsdomizil einfach zum Mittelpunkt seines Lebens zu machen. Oder einfach alles hinter sich zu lassen und woanders neu zu beginnen. "Für immer" in Spanien zu bleiben, jeden Morgen auf einer griechischen Insel aufzuwachen oder zumindest am Meer. Für die meisten nur Träume, werden diese für einige Realität. Doch die schaut meist nicht so rosig aus, wie vorher ausgemalt, schließlich will auch ein Leben an der spanischen Küste finanziert sein. Erste Herausforderung: die Suche nach einem geeigneten Job.

Bürokratie und Vorbereitungsstress erschwert AuswanderInnen vor allem den Beginn des "Abenteuers", obwohl die Hürden für EWR-BürgerInnen vergleichsweise gering sind. Sie können in einem anderen EWR-Land zu denselben Bedingungen wie die BürgerInnen des jeweiligen Staates arbeiten, benötigen also weder ein Visum für die Einreise noch einen Titel für den Aufenthalt oder eine Arbeitsbewilligung.

Klassische Fallen

Trotzdem will der Wechsel in ein anderes EU-Land auf eigene Faust gut vorbereitet sein. "Wir werden immer wieder mit Anfragen von geprellten Leuten konfrontiert," warnt Isa-Maria Gasparotto, EURES-Beraterin beim AMS Wien. "Wer sich - auf eine dubiose Anzeige hin - als 'ImmobilienmaklerIn' auf einer spanischen Insel engagieren lässt, muss damit rechnen, dass er ausgenutzt werden soll." Aber auch weniger "klassische" Fallen lauern auf Arbeitssuchende innerhalb Europas.

"Man sollte sich genau anschauen, inwiefern sich beispielsweise die Sozialsysteme in den einzelnen Ländern unterscheiden. Gibt es eine Sozialleistung in Österreich, heißt das noch lange nicht, dass die auch in Großbritannien existiert," so Gasparotto. Umfassende Information vorab ist ein Muss, betont sie und beruhigt gleichzeitig: "Wenn man gut vorbereitet ist, bleiben die Probleme aus. Und jeder kann uns gerne Löcher in den Bauch fragen."

Keine automatischen Ansprüche

Ein Sorgenpunkt der Infosuchenden: Die Anrechenbarkeit von Pensionszeiten und Diplomen. "Die Anerkennung von Abschlüssen führt nicht selten zu Problemen", so Gasparotto. Pensionsansprüche werden allerdings meist ohne finanzielle Einbußen ausbezahlt, arbeitete man in zwei Ländern, so besteht Anspruch auf zwei verschiedene Teilpensionen. Voraussetzung ist natürlich, dass im Zweitland alle notwendigen Formalitäten beachtet wurden. "Das fängt schon damit an, dass man korrekt gemeldet sein muss," so Gasparotto. "Jedem muss auch klar sein, dass es keinen automatischen Anspruch auf Sozialleistungen gibt und die Ansprüche aus österreichischen Sozialleistungen teilweise verfallen, wenn man sich hier abmeldet".

Geringe Mobilität

Der Anteil der in einem anderen EU-Staat wohnenden EuropäerInnen ist allerdings noch sehr gering. Trotz erheblicher Erleichterungen durch die Freizügigkeit liegt die Anzahl in den letzten 30 Jahren bei gleich bleibend 1,5 Prozente. Die Motive, warum Menschen nach Deutschland, Italien, Spanien oder Großbritannien ziehen, sind naturgemäß unterschiedlich. "Teilweise verspricht man sich bessere Berufschancen, häufig hat man auch einen Partner in einem anderen Land", beobachtet Gasparotto Tendenzen. "Häufig wechseln Menschen aus dem Gesundheitsbereich oder aus der IT-Branche. Im Tourismus gibt es die meiste Flexibilität." (mhe)