Bereits dreimal hätten sich in den letzten Monaten Staatssekretäre beider Seiten getroffen. Ein viertes Treffen werde gerade vorbereitet. Die Länder unterhalten seit der Gründung Armeniens 1991 keine diplomatischen Beziehungen. Seit dem Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan 1992 bis 1995, in dessen Verlauf Armenien einen Teil Aserbaidschans okkupierte, hat die Türkei auch ihre Grenze zu Armenien geschlossen.
Der eigentliche Grund für das türkisch-armenische Zerwürfnis liegt aber wesentlich weiter zurück und berührt den Gründungsmythos beider Staaten. Es geht um die Massaker an der armenischen Bevölkerung in der Endphase des Osmanischen Reiches während des Ersten Weltkrieges.
Ab April 1915 wurden hunderttausende Armenier aus ihren Siedlungsgebieten im Osten der heutigen Türkei vertrieben und ermordet. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatte an den armenischen Präsidenten Robert Kotscharian appelliert, man solle eine Historikerkommission mit Vertretern beider Länder und unabhängigen Experten bilden. Doch die einflussreiche armenische Diaspora machte dagegen Front. Ihre Strategie ist es vielmehr, möglichst viele nationale Parlamente weltweit dazu zu bewegen, den Völkermord explizit anzuerkennen und die Türkei letztlich auch dazu zu zwingen.
Kotscharian hat hinter den Kulissen aber offenbar doch Gesprächsbereitschaft signalisiert. Er will vor allem erreichen, dass die Türkei die Grenze öffnet und Armenien endlich ein offenes Tor nach Westen hat. Die Türkei besteht bislang aber darauf, dass Armenien sich zuvor aus einem Teil der okkupierten aserbaidschanischen Gebiete zurückzieht und die Grenze zwischen der Türkei und Armenien völkerrechtlich anerkennt.