Halle - Der afghanische Wirtschaftsminister Amin Farhang hält ein langfristiges ausländisches Engagement in seinem Land für unabdingbar. "Um die Probleme zu beseitigen, braucht man mindestens 20 Jahre", sagte Farhang der "Mitteldeutschen Zeitung" (Donnerstagsausgabe). Das derzeitige Konzept des internationalen Afghanistan-Einsatzes müsse auf den Prüfstand. Falls es Schwierigkeiten gebe, müsste man neue Konzepte entwickeln, um besser voran zu kommen. Die afghanische Polizei und Armee müssten besser ausgerüstet und ausgebildet werden, forderte Farhang.

Keine Schnellverfahren

Dies kann nach Farhangs Worten jedoch nicht im Schnellverfahren geschehen. Der Ansatz der USA funktioniere nicht, Freiwillige im Schnellverfahren auszubilden und sie dann als Soldaten einzusetzen. "Viele Methoden, die in Europa funktionieren, funktionieren in Afghanistan nicht."

Der Minister warnte vor einer baldigen Beendigung des Einsatzes der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF). "Wenn die westlichen Truppen sich aus Afghanistan zurückziehen, wird es in den Städten Europas mehrere 11. September geben", sagte Farhang. "Das wäre eine Kapitulation vor den Terroristen." Der Friedensprozess stoße auf große Resonanz in der Bevölkerung. Auf der anderen Seite wüchsen aber auch die Erwartungen: "Wenn sie nicht erfüllt werden, kommen die Emotionen hoch."

Verschlechterte Sicherheitslage

Die Sicherheitslage in Afghanistan hatte sich zuletzt drastisch verschlechtert. Am Montag gab es in Kabul die schwersten anti-amerikanischen Ausschreitungen seit dem Sturz der radikal-islamischen Taliban Ende 2001. Vor allem in den Provinzen im Osten und Süden des Landes gilt die Lage als problematisch. In den vergangenen Wochen wurde vor einem Wiedererstarken der Taliban gewarnt. (APA/AFP)