Als die Aktie der Telekom Austria im November 2000 mit neun Euro an die Börse ging, stürzte sie gleich am ersten Tag um zwölf Prozent ab. Fünfeinhalb Jahre später ist sie das Doppelte wert.

Ebenso wenig sagt das fulminante Börsendebüt der Post-Aktie über die zukünftigen Aussichten des Papiers aus. Der Kurs der Aktie kann drehen, sobald all jene, die bei der Zuteilung zu kurz gekommen sind, nachgekauft haben. Aber im Moment wird die fliegende Post-Aktie paradoxerweise vom unsicheren Börsenumfeld getragen: Die weltweite Flucht aus Risikoanlagen macht eine Anlage in einem unaufregenden, dividendenstarken Wert besonders attraktiv. Die gelbe Aktie ist für jeden Fondsmanager interessant, der die Rohstoff-, Finanz- und Ostlastigkeit im ATX ausgleichen möchte. Aus Analystensicht ist sie die ideale Ergänzung zu OMV und Erste Bank.

Für die Regierung Schüssel ist ein solches Börsendebüt jedenfalls angenehmer als ein Kursverfall - selbst wenn Kritiker nun monieren werden, das Familiensilber sei zu billig verscherbelt worden. Die anfangs so lauten Gegenstimmen sind schon zuvor verstummt - vor allem dank des Schachzugs, die Postmitarbeiter mit großzügigen Preisrabatten einzukaufen. Volksaktie ist der Wert nicht geworden, aber das ist gut so, denn Kleinanleger sollen lieber in Fonds statt in Einzeltitel investieren.

In einem Punkt haben SPÖ und Grüne allerdings Recht: Die Mehrheitsbeteiligung des Bundes wird nicht ewig halten. Denn für eine Wachstumsstrategie benötigt die Post eines Tages jenes Kapital, das ihr der Finanzminister in diesem Börsengang vorenthalten hat. Dann fällt der Staatsanteil unter 51 Prozent, was die Post erst zu einem normalen Börsentitel machen würde. Für die frischen Post-Aktionäre wäre das die allerbeste Aussicht. (Eric Frey, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.6.2006)