Frankfurt - Trotz der Verluste steuert die seit drei Wochen an der Börse notierte Air Berlin 2006 nach zwei Verlustjahren dennoch einen deutlichen Gewinn an. Die beiden kommenden Quartale würden schwarze Zahlen bringen, kündigte der Air-Berlin-Vorstand an.

Für eine konkrete Prognose sei es noch zu früh. Aber mit der Prognose der Commerzbank, die den Börsengang begleitet hatte und von gut 50 Mio. Euro Jahresgewinn ausgeht, sei er unverändert sehr zufrieden, sagte Unternehmenschef Joachim Hunold. 2005 belief sich der Verlust der Fluggesellschaft auf 116 Mio. Euro, im Jahr zuvor standen drei Mio. Euro Verlust in den Büchern.

Steigende Passagierzahlen

Bereits in den ersten drei Monaten seien die Auslastung und die Durchschnittserlöse pro Flugkilometer gesteigert worden, betonte Finanzvorstand Ulf Hüttmeyer. Air Berlin steigerte von Januar bis März mit zusätzlichen Flugstrecken die Passagierzahl um 8,5 Prozent auf 2,75 Mio.. Der Umsatz erhöhte sich auf Grund des Preiskampfes in der Flugbranche allerdings weniger stark um 3,7 Prozent auf 224 Mio. Euro.

Dank Steuereffekten aus der Umfirmierung in eine britische Aktiengesellschaft (Plc) zu Jahresbeginn verringerte sich der Nettoverlust der nach Lufthansa zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft um 20 Prozent auf 31 Mio. Euro.

Allerdings vergrößerte sich der Betriebsverlust um 60 Prozent auf 58 (Vorjahr: 37) Mio. Euro. Das starke Ostergeschäft sei in diesem Jahr in den April und damit ins zweite Quartal gefallen, erläuterte Hunold. Überdies hätten Investitionen in neue Strecken und Mehrkosten für Treibstoff das Ergebnis belastet. "Das entscheidende ist, dass unser operatives Ergebnis um zehn Mio. Euro besser ausgefallen ist, als wir geplant hatten", sagte Hunold. Der Anstieg der Kerosinkosten im Gesamtjahr um 20 Prozent auf 300 Mio. Euro soll zum Teil durch höhere Zuschläge auf die Tickets aufgefangen werden.

Aktie reagiert mit Verlusten

Die seit der Erstnotiz deutlich unter den Ausgabepreis von zwölf Euro gerutschte Air-Berlin-Aktie reagierte am Mittwoch auf die Quartalsbilanz zunächst mit weiteren Verlusten, drehte aber am Mittag mit mehr als zwei Prozent auf 10,30 Euro ins Plus.

Die Turbulenzen beim Börsengang, bei dem die ursprüngliche Preisspanne wegen schwacher Nachfrage nach den Aktien deutlich gesenkt werden musste, waren aus Hunolds Sicht unabwendbar. Man könne den beratenden Banken Commerzbank und Morgan Stanley aus seiner Sicht keine Vorwürfe machen. Das Marktumfeld habe sich durch steigende Ölpreise und Verluste bei anderen Billigfluggesellschaften kurzfristig verschlechtert. Ob die umstrittene Werbekampagne mit dem TV-Moderator Johannes B. Kerner dem Börsengang möglicherweise mehr geschadet als genutzt habe, werde man noch analysieren, sagte Hunold.

Dem Unternehmen flossen aus dem Börsengang abzüglich der Kosten knapp 200 Mio. Euro zu. Air Berlin hatte sich ursprünglich Hoffnungen auf bis zu 400 Mio. Euro gemacht. Dennoch stelle das die Wachstumsstrategie von Air Berlin nicht in Frage, sagte Hüttmeyer. (APA/Reuters)