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Grafik: APA, STANDARD
Der Verbund soll im Rahmen der Stromlösung sofort eine kontrollierende Mehrheit bei der Vertriebstochter von EVN, Wienstrom und Bewag erhalten. Die Unterschrift des Verbunds steht noch aus, ebenso das Okay aus Brüssel.

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Wien – Die EVN, Wortführer der mit Wienstrom und Bewag gebildeten Energie Allianz, will den Verbund in die angedachte Stromlösung von Beginn an stärker einbinden. Die Verbundgesellschaft soll demnach sofort die kontrollierende Mehrheit von 33 Prozent an der Allianz-Vertriebsgesellschaft e & s erhalten und nicht, wie bisher geplant, zunächst 25 Prozent.

"Wir werden beide Phasen gleichzeitig bei den Kartellbehörden in Brüssel anmelden", sagte EVN-Chef Burkhard Hofer in einer Pressekonferenz. Er ist überzeugt, dass die Verschränkung durchgeht, auch wenn sich die "Stromlösung neu" von der ursprünglich in Brüssel genehmigten Lösung qualitativ unterscheide. "Wir sind inzwischen kleiner geworden", spielte Hofer auf den Umstand an, dass Energie AG Oberösterreich und Linz AG die Energie Allianz kürzlich verlassen haben.

Zuwächse im Halbjahr

Für die Anmeldung bei den Wettbewerbsbehörden fehlt aber noch die Unterschrift des Verbund unter das laut Hofer "ausverhandelte Vertragswerk". Offen sei noch die Methodik bei der Bewertung der Vertriebsgesellschaft "e & s" und des Verbund-Stromhandelshauses APT. In der "e & s" haben die Partner das Großkundengeschäft (über vier GWh) gebündelt, das weiter unter der industriellen Führung der Energie Allianz verbleiben soll. In der APT hingegen soll auch künftig der Verbund das Sagen haben.

Kritiker der Stromlösung meinen aber, dass es bei einem Zusammengehen von Verbund und Energie Allianz weniger Wettbewerb geben wird. Der Verbund, der in Österreich seit einem Dreivierteljahr Strom auch an Haushalte verkauft, werde sich mit einer kontrollierenden Mehrheit in der Vertriebsgesellschaft der Allianz kaum selbst Konkurrenz machen.

Merger ausgeschlossen

EVN-Chef Hofer jedenfalls möchte mit dem Verbund über die Stromlösung hinaus zusammenarbeiten und sieht ein weites Feld an Möglichkeiten – vom gemeinsamen Kraftwerkbau in Südosteuropa bis zu Engagements bei Verteilunternehmen in der Region. "Wir passen viel besser zum Verbund als die OMV", spielte Hofer auf die in der Vorwoche geplatzte Fusion an. Einen Merger mit dem Verbund schloss er aber aus.

Zufrieden zeigte sich Hofer mit dem EVN-Ergebnis des ersten Halbjahrs. Bei einem um 37,6 Prozent auf 1,2 Mrd. Euro verbesserten Umsatz kletterte das operative Ergebnis (Ebit) um 15,7 Prozent auf 190,8 Mio. Euro (siehe Grafik). Für die Zuwächse verantwortlich seien neben dem Projektgeschäft insbesondere die Aktivitäten in Südosteuropa. (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.5.2006)