Foto: ATVplus
Hat schon jemand eine gute Erotik-Reportage gesehen? Nicht auf VOX, RTL2 oder Pro Sieben. Und ATV+, wo man auch gern auf den billigen Affekt abzielt, stellt sich auf österreichisch in die Reihe. Im ersten von fünf Teilen des "Erotik Reports" wurde Dienstagabend "Der letzte Gang des Peepshowkönigs" verfolgt. Sigi Köhler, zuständig für das "Sex-Vergnügen des kleinen Mannes", übergibt seinen Peepshow-Tempel an seine Tochter. Sensation genug, um ein paar Fetzen Haut aus dem anrüchigen Gewerbe auszuschlachten.

"Bist du für die Liebe geboren?!"

Man sieht also Tänzerin Mona beim Dildo-Kauf, hört ihre Meinung über Männer in Windeln ("Der ane wü’s normal, der ondare ned normal"). Man sieht ein paar Turnübungen unbekleideter Frauen und darf miterleben, wie sich ein 75-Jähriger am Hintern einer Tänzerin ergötzt. ("Bist du für die Liebe geboren?!")

Was dazwischen, im Großteil der Sendung, abläuft, kann bestenfalls als blasses Stimmungsbild und biederes Porträt einer Szene und wirtschaftlichen Branche durchgehen. Das Original, Sigi Köhler, offenbar ein netter, alter Mann, menschelt durch die viel zu lange Sendung, er könnte genauso Toupet-Hersteller sein, oder Modelleisenbahnsammler.

Wieder zeigt uns Fernsehen, dass Leute, die beruflich mit Sex zu tun haben, normale Menschen sind – mithilfe einer Anhäufung von Belanglosigkeiten. "Kann man noch was lernen oder ist das eine andere Stilistik?", versucht der Reporter einer Tänzerin angesichts ihrer sich räkelnden Kollegin Details zu entreißen. Aber das hilft auch nichts mehr. (pum/DER STANDARD, Printausgabe, 31.5.2006)