Krems - Die EU will künftig in den Bereichen Forschung und Bildung stärker zusammenarbeiten. Derzeit gebe es in den einzelnen Nationalstaaten in diesen Bereichen die unterschiedlichsten Ansätze. Nun soll mit einer koordinierten Strategie aus Brüssel die europäische Forschung und der Ausbildungssektor besser vernetzt werden, waren sich Agrarminister und Ratsvorsitzender Josef Pröll und EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel am Dienstag zum Abschluss des Informellen Agrarrates in Krems einig.

"Doppelt gemoppelt"

Vor allem in der Forschung gebe es einen großen Mangel an Kooperation und Koordination. "Daher brauchen wir eine gemeinsame Forschungsvision", die verhindern soll, dass in der EU "doppelt gemoppelt" werde, so Pröll. Die Vernetzung soll horizontal und vertikal erfolgen, erläuterte der Agrarminister. Durch das Setzen von Schwerpunkten und der Koordination dieser in Brüssel sollen parallele Forschungen in den EU-Ländern verhindert werden. Zusätzliches Geld werde dafür nicht notwendig sein, hieß es. Die Forschungsstrategie sei innerhalb der bestehenden Strukturen machbar.

Im Rahmen der geplanten gemeinsamen EU-Bildungsstrategie soll laut Pröll der Zugang zu landwirtschaftlicher Ausbildung in der EU erleichtert werden. Man wolle zudem ein klares Signal setzen bei Programmen für Junglandwirte und den Erfahrungsaustausch bei der praktischen Umsetzung forcieren. Im Bereich der Beratung sei eine europäische Plattform für Beratungsdienste im Gespräch, die eine stärkere europäische Vernetzung bringen soll.

Mit einem europäischen Benchmark-System soll beim Schwerpunkt Innovation angesetzt werden. Geplant seien zudem ein verbessertes Monitoring und mehr Erfahrungsaustausch. "Innovationen sind der Schlüsselfaktor für Wertschöpfung", betonte Pröll erneut. Pröll hat den informellen Agrarrat, der die Zukunft des ländlichen Raumes in der EU zum Thema hatte, unter das Motto "Die EU hört zu" gesetzt. "Wir wollten ein Zeichen setzen, dass die EU künftig stärker zuhören und mit den Bauern vermehrt in Kontakt treten will", sagte er. Die Agrarminister der Union hätten sich vor allem mit den "Zukunftsaufgaben" in der europäischen Landwirtschaft beschäftigt.

Exportförderung bis 2013

"Wir laufen auf das magische Datum 2013 zu", sagte Pröll. Dann ende nicht nur die finanzielle Vorausschau der EU, auch die Exportförderungen laufen aus. Zudem bringe die WTO neue Herausforderungen. "Die Politik hat darauf Antworten zu geben, aber auch die Bauern haben sich danach auszurichten", so der Agrarminister bei diesem letzten informellen Ministertreffen während der österreichischen Präsidentschaft. Es sei daher ein Gebot der Stunde, einen Fokus auf Forschung und Entwicklung, Innovation und Bildung zu legen.

Es sei wichtiger denn je, dass man sich in der Landwirtschaft den Herausforderungen der Zukunft stelle, sagte die Agrarkommissarin dazu. Ansätze in der agrarischen Produktion sieht Fischer Boel dabei vor allem in Nischenbereichen wie in der Bioenergie oder durch Kooperationen mit dem Pharmabereich.

Unternehmerisches Denken

Auf die Frage, ob die europäische Landwirtschaft zunehmend veraltere, betonte Fischer Boel, dass junge Bauern ihrer Erfahrung nach optimistisch in die Zukunft sehen, sehr unternehmerisch denken und auf die Bedürfnisse der Konsumenten eingehen. "Ich sehe keinen sterbenden Sektor", sagte sie, "wenngleich die Zahl der Bauern natürlich sinkt". Fischer Boel geht davon aus, dass es künftig mehr größere Betriebe geben werde, aber auch mehr Nebenerwerbsbauern.

Pröll zitierte dazu aus einer Studie der Universität für Bodenkultur, die zeige, dass sich 1995 noch 10 Prozent der österreichischen Landwirte als Unternehmer gesehen haben, 2006 aber bereits 17 Prozent. Für die Entwicklung in der Landwirtschaft spreche zudem, dass es in den landwirtschaftlichen Schulen in Österreich noch nie so viel Andrang gegeben habe wie derzeit. "Das sollte uns Optimismus für die Zukunft geben", sagte Pröll. (APA)