Ein Paar, das in der Not die eigenen Innereien zu verkaufen gedenkt: Pilar Aguilera, Oliver Huether.

Foto: Ensembletheater/Neubauer
Die Problematik des Fremdseins (ein Umstand, der gern abgeschoben wird) präsentiert sich im Ensembletheater als Lagerkrieg der Dancing Stars. Leichtfüßig beherrscht in Herz und Leber, Hund und Schwein eine alteingesessene Reckenschaft ihre "Prost Mahlzeit"-Gefilde nach austropopkulturellen Mustern. Urig äußert sich auch die Ablehnung der Fremdelemente Arlecchino (Oliver Huether) und Colombina (Pilar Aguilera): "Wir hom gor kane Fäkalien und für so a dreckiges Gsindl scho gor net!" Für ein Stück Nestwärme bleibt den beiden nur, den Schnaps-Zampanos Dottore (Marcus Thill) und Pantalone (Itze Grünzweig) gesunde Organe zu versprechen und sich hinterrücks in ein besseres Ende zu tricksen. Hansjörg Schneiders feinsinnige Weiterführung der Commedia dell'Arte entzündet sich an der Sprachkollision zwischen fest verwurzeltem Dialekt und abgehobenem Hochdeutsch. Als Verhaltensnorm im Stellungskrieg findet Paola Aguileras Inszenierung großspurige Impro-Tanz-Posen. Komplettiert durch exzellentes Schauspiel entwickelt sich somit eine protzige Unterhaltungskost; ein zynisches Sittenbild wird nebenbei serviert. Wie angenehm. (pet/DER STANDARD, Printausgabe, 30.5.2006)