Brüssel - Hoffnungen, aber auch Enttäuschungen nährte EU-Erweiterungskommissar Olli Rehn in Montenegro gleichermaßen. Nach einem Treffen mit Montenegros Regierungschef Milo Djukanovic am Montag in Brüssel sagte Rehn, die EU und Montenegro sollten bis Jahresende Verhandlungen über ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen abschließen können. Gleichzeitig warnte er: "Eine Abkürzung auf dem Weg nach Europa wird es nicht geben."

Dies war eine Anspielung auf Erwartungen in Montenegro, dass nach der Abstimmung über die Unabhängigkeit von Serbien die Verhandlungen über eine EU-Mitgliedschaft erleichtert werden. Montenegro habe die gleichen Möglichkeiten wie die anderen Staaten des westlichen Balkans, sagte Rehn. "Unser Ziel ist die volle Mitgliedschaft in der EU", erwiderte Djukanovic.

Rehn sagte, er erwarte eine "samtene Trennung" der beiden Republiken Montenegro und Serbien. Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana rief zu Kooperation auf: "Je früher es gelingt, die nationale Aussöhnung in Montenegro zu schaffen und eine konstruktive Beziehung zu Belgrad aufzubauen, desto besser." Solana nannte das Referendum "frei und fair". (afs/DER STANDARD, Printausgabe, 30.05.2006)