Überproportional kritisch hätten sich Beschäftigte an Universitäten und Fachhochschulen geäußert, sagte Bsirske. Arbeitszeitverlängerungen hätten in einigen Bereichen nicht vermieden werden können. Es sei aber gut gewesen, dass man sich nicht auseinander dividieren habe lassen. Unter dem Strich sei ein Interessenausgleich zustande gekommen; ein einseitiges Diktat der Arbeitgeber habe verhindert werden können. Außerdem habe sich gezeigt, dass "die Gewerkschaften auch im Länderbereich einen langen Streik durchhalten können".
Positive Bilanz
Eine positive Bilanz des neuen Tarifvertrags zogen auch der Vorsitzende der Beamtengewerkschaft dbb beamtenbund und tarifunion, Frank Stöhr, der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft GdP, Konrad Freiberg, und der Chef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Norbert Hocke. Hocke sagte, dass im Unterbereich Wissenschaft und Universitäten nur 64 Prozent dem Vertrag in der Urabstimmung zugestimmt hätten, während in der GEW insgesamt sich 95,1 Prozent dafür ausgesprochen hätten. Gleichwohl meinte er, die Gewerkschaften seien aus dem Arbeitskampf gestärkt hervorgegangen.
Bsirske betonte, dass "auch für Ärzte deutlich wahrnehmbare Verbesserungen" bei der Arbeitszeit und den Lohnbedingungen herausgekommen seien. Er gehe davon aus, dass die Tarifeinheit in den Krankenhäusern hergestellt sei. Die Forderung des Marburger Bundes nach 30 Prozent Lohnerhöhung kritisierte er indirekt als überzogen. Stöhr erklärte: "Wir haben einen Abschluss für die Ärzte, aber nicht gegen den Marburger Bund." Der Tarifabschluss sei geeignet, auch die Ärzte wieder von der Straße in den Operationssaal zu bringen.
"Es ist gut, dass welche anfangen, sich zu wehren", beschrieb Bsirske die Grundstimmung im Frühjahr 2006. Die Arbeitgeberseite habe die "Stimmungslage, dass es reicht", unterschätzt. Der ver.di-Chef kündigte für 2008 eine weitere "spannende Tarifrunde" an, bei der es um Arbeitszeitfragen, Sonderzahlungen, die Entgeltordnung und die betriebliche Alterversorgung gehe.
Einigung nach drei Monaten Streik