Die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) hat am Montag einen Aktionstag zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Call-Centern gestartet. Österreichweit sind rund 33.000 Personen in Call-Centern beschäftigt, davon geschätzte 9.000 als freie Dienstnehmer. 80 Prozent davon wird eine reguläre Anstellung zu Unrecht versagt, sagte GPA-Vorsitzender Wolfgang Katzian bei der Präsentation des Aktionstages.

Dienstbotengesellschaft

"Wir leben in einer modernen Dienstleistungsgesellschaft, manchmal schaut es aber so aus, als würde eine Dienstbotengesellschaft daraus werden", sagte der Chef der mit mehr als 270.000 Mitgliedern stärksten ÖGB-Teilgewerkschaft.

33.000 Menschen

In einer von der GPA vorgestellten Studie wird geschätzt, dass bundesweit in 300 bis 400 Call-Centern 33.000 Menschen beschäftigt sind. 54 Prozent der Call-Center werden "inhouse" betrieben, 46 Prozent sind externe oder ausgegliederte Servicestellen. Insgesamt sind rund ein Viertel der Beschäftigten frei, vor allem in externen Call-Centern. 76 Prozent der Agents (also der operativ am Telefon Tätigen) sind Frauen, der Frauenanteil auf der Managementebene beläuft sich aber nur auf 54 Prozent.

Zwischen 7,5 und 11,5 Euro pro Stunde

Verdient wird im Schnitt ein Bruttolohn zwischen 7,5 und 11,5 Euro pro Stunde, wobei inhouse in der Regel besser bezahlt wird als extern. Die Arbeit sei weitgehend fremdbestimmt, auch zur betrieblicher Mitbestimmung gebe es nur wenige Möglichkeiten, und auch nur geringes Interesse, sagt Annika Schönauer, eine Studienautorin von der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (FORBA). Während die Agents den Job sehr oft als Übergangslösung sähen (und ihn dann doch oft viel länger machten als geplant), werde die Arbeit in den Unternehmen selbst oft kaum wahrgenommen.

www.callgpa.at

GPA-Mitarbeiter verteilen am heutigen Montag vor Call-Centern in ganz Österreich Informationsmaterialien. Gleichzeitig geht ab heute eine eigene Homepage ("http://www.callgpa.at") online, auf der man sich informieren und diskutieren kann. Eine neu eingerichtete Hotline (0800-220301) bietet ein spezielles Beratungsangebot für Call-Center-Agents.

Vor allem die zahlreichen freien Dienstverträge, die nach Meinung der Arbeitnehmervertreter keine "echten" freien Dienstverträge sind, sind der Gewerkschaft ein Dorn im Auge. Echte "freie Dienstnehmer" sind beispielsweise an das persönliche Weisungsrecht des Arbeitgebers nicht gebunden, die Arbeitszeit kann von den Freien selbst eingeteilt, der Arbeitsort frei gewählt werden.

Freie

Dies ist bei rund vier Fünfteln der "freien Dienstnehmer" in der Branche nicht der Fall, meint man in der GPA. Zusammen mit den Gebietskrankenkassen, die daran interessiert sind, der Umgehung der Sozialversicherungspflicht einen Riegel vorzuschieben, bemüht sich die Gewerkschaft darum, diese Beschäftigungsform in reguläre Dienstverhältnisse umzuwandeln. Gleichzeitig bereite man aber einen "echten Call-Center-Kollektivvertrag für die externen Call-Center" vor, sagte Katzian.

Erste Erfolge in Sachen Anstellung gibt es bereits, sagt Sandra Stern von der GPA-Interessengemeinschaft work@flex. "Die Call-Center fangen an anzustellen, oft dubios, aber immerhin." Dies sei u.a. eine Folge von Betriebsprüfungen der Krankenkassen.(APA)