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Die Zeiten des Vorstandsvorsitzenden auf Lebenszeit sind endgültig vorbei, sagen die Experten des Strategieberaters Booz Allen Hamilton zu ihrer aktuellen CEO-Studie. Demnach sind 2005 so viele Firmenlenker ausgeschieden wie nie zuvor, nämlich jeder siebente in Europa. 52 Prozent davon mussten wegen mangelnder Leistung gehen. Weltweit ging jeder zweite (auch im Zuge von Fusionen) unfreiwillig. Booz Allen erklärt das mit ständig steigendem Druck der Aktionäre und der Aufsichtsorgane.

Dort, wo der Kapitalmarkt und Private Equity Einfluss haben, ist der Chefsessel also endgültig zum Schleudersitz geworden. Gemessen wird kurzfristige Performance, schneller Erfolg. Sonst wird nicht mehr lange gefackelt – auch wenn nebstbei für die Betroffenen der Abgang meist mit einem finanziellen Fallschirm erleichtert wird.

CEO zu sein ist also nicht mehr die Krönung der Karriere, sondern ein Durchgangsposten zur nächsten Station. Das mit immer kürzeren Verträgen für Jüngere (Tendenz zu Dreijahresverträgen) und Investoren, die noch schneller noch bessere Zahlen sehen wollen.

Das wirft viele Fragen auf, etwa wie sich dieses Quartalstempo mit dem Schlagwort der Nachhaltigkeit verträgt.

Jammern hilft wenig – den Aufsichtsrat zumindest in der Hauptversammlung in die Pflicht zu nehmen hilft schon mehr: Den Ausgleich zwischen kurzfristiger Performance und Nachhaltigkeit haben die Aufsichtsmandatare zu üben. Sie bestellen ja die Vorstände und sind somit auch die Strategen des langfristigen Wohls. Welcher Schaden entsteht, wenn die Aufsichtsräte nach Stallgeruch oder Wohlverhalten ausgewählt werden, lässt sich erahnen. (Der Standard, Printausgabe 27./28.5.2006)