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186 Kinder kamen bei dem Geiseldrama im September 2004 ums Leben.

Foto: EPA/ZURAB KURTSIKIDZE
Wladikawkas - Eineinhalb Jahre nach dem Geiseldrama von Beslan mit 331 Toten hat ein russisches Gericht den einzigen überlebenden Geiselnehmer zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte die Todesstrafe gefordert. Deren Vollzug ist in Russland jedoch ausgesetzt. Vor zehn Tagen hatte Richter Tamerlan Agusarow den 25-jährigen tschetschenischen Zimmermann Nurpaschi Kulajew für schuldig befunden, an einem bewaffnetem Angriff, einer Geiselnahme sowie dem Mord an wehrlosen Menschen beteiligt gewesen zu sein. Die Geiselnahme in einer Grundschule in Beslan stufte das Strafgericht als "terroristischen Akt" ein.

Die Verlesung des Urteils begann bereits am Dienstag vergangener Woche und zog sich über eineinhalb Wochen hin. Kulajew hat zugegeben, an dem Überfall auf die Schule von Beslan teilgenommen zu haben, hat aber den Vorwurf zurückgewiesen, selbst jemanden getötet zu haben.

Gewaltsames Ende

Das Geiseldrama im ossetischen Beslan war im September 2004 nach drei Tagen von Armee und Eliteeinheiten gewaltsam beendet worden. Von den rund 1100 Schülern, Eltern und Lehrern, die sich ursprünglich in der Gewalt der Geiselnehmer befanden, kamen nach amtlichen Angaben 331 Menschen ums Leben, unter ihnen 186 Kinder. Hunderte Geiseln wurden verletzt. Von den 32 Geiselnehmern wurden demnach alle bis auf Kulajew getötet. Als Drahtzieher hatte sich der gefürchtete tschetschenische Rebellenführer Schamil Bassajew bekannt. Er soll für zahlreiche Anschläge und Entführungen im Namen des "heiligen Kampfes" für ein von Russland unabhängiges islamisches Tschetschenien verantwortlich sein.

Sündenbock

Viele Überlebende haben den russischen Behörden vorgeworfen, Kulajew als Sündenbock zu gebrauchen, um von eigenem Versagen abzulenken. Bei der Stürmung der Schule war es Augenzeugen zufolge zu schweren Pannen gekommen, die die rasche medizinische Versorgung von Verletzten verhinderten.

So seien Fahrzeuge mit blutenden Kindern wegen eines Verkehrsstaus nicht vorangekommen. Zudem habe die Feuerwehr nicht genug Löschwasser gehabt und es seien schwere Waffen eingesetzt worden, obwohl das Schicksal zahlreicher Geiseln ungeklärt gewesen sei. Auch eine offizielle Untersuchung stellte fest, dass Versäumnisse und Inkompetenz der Behörden zum Ausmaß der Tragödie beigetragen hätten, ohne allerdings Verantwortliche beim Namen zu nennen. (APA/AP)