Wien - Der Versuch, den Braunbären zu betäuben und so "aus dem Verkehr zu ziehen" dürften sich alles andere als einfach gestalten: Die so genannte Distanz-Immobilisation, sei es mit dem Blasrohr oder einem Narkosegewehr, ist eine Sache für Experten, die im Umgang entsprechend geübt sein müssen, erläuterte Dirk Ullrich, Kurator für Vögel und Säuger im Innsbrucker Alpenzoo.

Schonender ist laut dem Biologen das Blasrohr, da es weniger "Collateral Damage" am Tierkörper anrichtet. Allerdings ist es nur bis auf acht, zehn Meter wirklich zielsicher zu handhaben. Nur wenige Experten wagen sich über weitere Distanzen einen sicheren Treffer zu. "Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass man damit ein Wildtier in Freiheit trifft", so Ullrich.

Problematisch und das trifft auch für Betäubungsgewehre zu ist, dass die Projektile langsam fliegen und deshalb einen deutlichen Bogen beschreiben. Dieser Gegensatz zu normalen Schusswaffen macht die Sache ungemein diffizil. Auch kleine Objekte könnten die Flugbahn ablenken und so Treffer verhindern.

Narkosegewehre arbeiten mit CO2, deren Überdruck das Projektil durch den Lauf treibt. Dieses ist so aufgebaut, dass ein Gummiring kurz hinter der Hohlnadel sitzt und dort die seitliche Öffnung verschließt. Wird das Tier getroffen, schiebt sich dieser zurück, gibt das Loch frei und durch diese wird das Betäubungsmittel injiziert. Den dafür nötigen Druck liefert ein Kolben, in dessen Kammer zuvor Luft gepumpt wird.

Derartige Waffen sind - mit den verschiedensten Visiereinrichtungen - von 15 bis 30 Meter zielsicher zu handhaben, spezielle Ausführungen laut Ullrich auch bis zu 50. Darüber hinaus macht alleine schon der Einfluss des Windes Treffer zur Glückssache.

In das Projektil passen etwa drei Milliliter Flüssigkeit, größere Kaliber, die aber auch mehr unerwünschte Auftreffenergie haben, auch mehr. Diese Mittel haben eine hohe Bandbreite und Wirkung - und bei entsprechender Auswahl könnten Schäden sowie Überdosierungen ausgeschlossen werden, versicherte der Biologe. Wenn der Bär entspannt ist und den Piekser einer Biene zuordnet, dann ist er im besten Fall nach fünf Minuten im Land der Träume, längstens wäre etwa eine Viertelstunde abzuwarten.

"Das größte Problem ist es, den Bären überhaupt zu Gesicht zu bekommen", sagte Ullrich. Überdies müsse er stehen bleiben und eine geeignete Stelle gefunden werden. Leider haben die Teddys ein dichtes Fell und eine dicke Speckschicht. Optimal wären bei dieser Tierart die Tatzen. "Aber ein Versuch, diese zu treffen wird sehr schwierig." (APA)