Moskau - "Muss Äpfel kaufen. Habe Petition
unterzeichnet, mit Mitterrand gesprochen": In Russland werden ab
dieser Woche die bisher unveröffentlichten Tagebücher des
sowjetischen Bürgerrechtlers Andrej Sacharow und seiner Frau Jelena Bonner erscheinen. Der erste von insgesamt drei Bänden komme noch
diese Woche in die Buchläden, die anderen werden in den nächsten
Wochen folgen, teilte der Direktor des Verlags "Wremja" (Zeit), Boris
Pasternak, am Montag in Moskau mit.
Lektorin Jelena Cholmogorowa sagte, die persönlichen
Aufzeichnungen seien Zeugnis vom Leben des berühmten
Dissidenten-Paars zwischen banalem Alltag und dem Kampf um
Demokratie. Begleitet werden die Tagebücher von fünf weiteren Bänden
mit Essays, Artikeln, Interviews und Reden Sacharows, von denen viele
ebenfalls bisher in Russland unveröffentlicht waren.
Am Sonntag hatten rund fünfhundert Menschen in Moskau des
Atomphysikers und Menschenrechtlers gedacht, der am 21. Mai 85 Jahre
alt geworden wäre. Der "Vater der sowjetischen Wasserstoffbombe" und
spätere Friedensnobelpreisträger hatte sich seit den 60er Jahren für
Frieden, Menschenrechte und eine Demokratisierung seines Landes
eingesetzt. Nach seiner Kritik am sowjetischen Einmarsch in
Afghanistan 1979 wurde er nach Gorki verbannt. Erst im Zuge der
Reformpolitik des damaligen KP-Chefs Michail Gorbatschow kehrte er
1986 nach Moskau zurück, wurde schließlich Abgeordneter im Kongress
der Volksdeputierten. Sacharow starb am 14. Dezember 1989. (APA)