Am Montag Abend ging sos-orf.at online. Die Plattform fordert einen unabhängigen ORF. Künstler und Intellektuelle wie Elfriede Jelinek, Heinrich Neisser, Alfred Dorfer und André Heller stehen hinter der Initiative.

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Fritz Csoklich kämpfte schon einmal erfolgreich gegen Politfunk: Der langjährige Chefredakteur der Kleinen Zeitung betrieb mit Hugo Portisch (Kurier) und anderen Zeitungsgrößen das Rundfunkvolksbegehren von 1964.

Nun unterstützt der Bürgerliche Csoklich die Initiative "SOS ORF". Denn seit dem Gesetz von 1967 haben 1974 die SPÖ und 2001 die ÖVP die Uhren auf dem Küniglberg zurückgedreht. Csoklich beriet 2001 als "Weiser" die Regierung – mit wenig Erfolg. Sein "Weisen"-Kollege, Sozialdemokrat Heinrich Keller, unterschrieb "SOS ORF" ebenso – wie viele Prominente.

"Niveau sinkt, politischer Druck steigt"

"Das Niveau des Programms sinkt, und der politische Druck steigt", heißt es unter sos-orf.at: "Der ORF muss daran erinnert werden, dass nur die Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags die Gebühren rechtfertigt, und die Regierung muss erinnert werden, dass ihr der ORF nicht gehört."

Parteien- und Regierungseinfluss habe es "immer gegeben, aber so dicht und unverfroren wie in den letzten Jahren war es noch nie". Kritischer Journalismus müsse "von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen mühsam erkämpft werden".

Die Unterzeichner fordern (DER STANDARD berichtete bereits Montag die Grundzüge):

  • "Intelligentes Programm, das den Namen öffentlich-rechtlich verdient, auch im Hauptabend."
  • Die TV-Information brauche eine neue Struktur, die "Vielfalt und Ausgewogenheit der Berichterstattung ermöglicht statt behindert".
  • "Einen unabhängigen und kompetenten Aufsichtsrat, der keine Parteiaufträge entgegennimmt."
  • Ein öffentliches Hearing für die nächsten General-, Info- und Programmdirektoren, "um qualifizierten Kandidaten oder Kandidatinnen eine Chance zu geben".
  • Das Programm müsse wieder öffentlich-rechtlichen Qualitätsansprüchen genügen, fordert die Initiative. Und: "Die politische Gängelung des ORF, egal durch welche Regierung oder Partei, muss endlich aufhören." Und sie verlangt eine "ORF-Führung, die diese Unabhängigkeit verkörpert".

    Grüne mit "rettet-den-orf.at"

    Die Grünen wollen Dienstag rettet-den-orf.at zum Thema ins Netz stellen. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 23.5.2006)

    Hinweis:

    SOS ORF teilt zunächst mit, dass Kabarettist Alfred Dorfer wegen eines "Missverständnisses" auf seiner Liste der ersten Unterzeichner stand. Inzwischen hat er seine Unterstützung erklärt. (fid)