Wien - Crna Gora, wie Montenegro (Schwarze Berge oder Schwarzes Gebirge) in der Landessprache heißt, wird ein unabhängiger souveräner Staat. Serbien und Montenegro könnten damit künftig eigene Wege gehen - nach 88 Jahren in einem gemeinsamen Staat.

Montenegro liegt an der Adria, grenzt im Norden und Osten an Serbien, im Südosten an Albanien und im Westen an Kroatien und Bosnien-Herzegowina. Charakteristisch für das Land ist das Gebirge sowie die durch Buchten gegliederte Küste an der Adria. Das Land ist relativ dünn besiedelt.

Minderheiten als Bevölkerungsmehrheit

In Montenegro stellen eigentlich Minderheiten die Bevölkerungsmehrheit. Jene, die sich als Montenegriner bezeichnen, stellen nach offiziellen Angaben nur etwa 43 Prozent der gesamten Bevölkerung. Als Serben haben sich bei der vorläufig letzten Volkszählung vor zwei Jahren 32 Prozent der Bevölkerung deklariert. Die Minderheiten der Bosniaken, slawischen Moslems, Albaner und Kroaten machen etwa ein Viertel der Bevölkerung aus.

Was Montenegriner von Serben unterscheidet, ist nur schwer zu erklären hinsichtlich Sprache, Kultur und Religion gibt es nur wenige Unterschiede. Nicht selten gibt es in ein und derselben Familie Diskussionen darüber, ob man Montenegriner oder Serbe ist. Die "Trennlinie" wird häufig politisch determiniert. Jene, die sich als Montenegriner bezeichnen, treten hauptsächlich für die Eigenstaatlichkeit ein. Jene, die sich als Serben betrachten, sind großteils für einen staatlichen Bund mit Serbien. Aber selbst dies ist keine gültige Regel.

Die Wurzeln des heutigen Montenegro liegen in dem im Jahr 1042 entstandenen, von Byzanz unabhängigen Fürstentum Zeta. Im 12. Jahrhundert gehörte Zeta zum serbischen Reich der Nemanjici, das nach dem Tod des serbischen Zaren Stefan Dusan unterging. Danach herrschten in Zeta erneut montenegrinische Geschlechter. Ende des 14. Jahrhunderts besetzten die Osmanen das Land. Die Bevölkerung in den Bergen Montenegros sicherte sich jedoch eine gewisse Autonomie.

Theokratie

Von 1516 bis 1851 war Montenegro eine Art Theokratie. Das Land wurde von Wladikas (Fürstbischöfe) regiert. Der berühmteste von ihnen war Petar II. Petrovic Njegos, der von 1831 bis 1851 an der Macht war. Njegos, der sich als Serbe fühlte, ging als Staatsmann, Reformer und Dichter in die Geschichte ein. Sein berühmtestes Werk "Gorski vijenac" (Der Bergkranz) wurde zum nationalen Epos über den Widerstand gegen die Osmanen.

Beim Berliner Kongress wurde Montenegro als souveräner Staat anerkannt. Ein souveräner Staat - zunächst Fürstentum, ab 1910 Königreich - blieb Montenegro bis 1918. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges stimmte das Parlament in Podgorica einstimmig für die Vereinigung mit Serbien. Montenegro wurde kleinstes Mitglied des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen (ab 1929 Jugoslawien). Zuvor kämpften Serbien und Montenegro Seite an Seite im Ersten Weltkrieg und in den beiden Balkan-Kriegen (1912 und 1913).

Nach dem 1991 begonnenen gewaltsamen Zerfall Jugoslawiens entschieden die Bürger Montenegros für den Verbleib bei Serbien. Beim Referendum im März 1992 stimmten 96 Prozent für die gemeinsame staatliche Zukunft. Doch die Idee der Eigenstaatlichkeit wurde spätestens ab Ende der 90er Jahre erneut belebt. Daran konnte auch die von der EU vorangetriebene Umbildung der Bundesrepublik Jugoslawien in den Staatenbund Serbien-Montenegro (2002/2003) nichts ändern. (APA)