Wien - Der Goldpreis ist vergangene Woche nach einer neunwöchigen Rallye über drei Prozent eingebrochen. Dies ist der größte Verlust seit 1993. Seit Jahresbeginn legte Gold 39 Prozent zu und erreichte Mitte Mai mit 730,40 Dollar (rund 570 Euro) ein 26-Jahres-Hoch.

Anleger würden durch den starken Aufwärtstrend nervös und orteten eine Blase, erklärt Ulrich Baumann, Fondsmanager des Volksbanken-Pazifik-Invest. "Der starke Anstieg im Gold ist keine Blase, sondern ein Indikator für höhere Inflation und Dollarschwäche." Stärkere Korrekturen würden sich laut Baumann zum Nachkaufen eignen.

Nachfrage steigt

Ian Telfer, Vorstandschef von GoldCorp, dem zweitgrößten Goldproduzenten Kanadas, prognostiziert für Gold noch in diesem Jahr einen Preis von 800 Dollar pro Unze. Baumann: "Der erste Widerstand wird sich erst bei 850 US-Dollar zeigen." Die hohen Preise ließen sich nicht nur durch den Rohstoffhunger Chinas erklären. "Internationale Spannungen, Inflationsängste und die Dollarschwäche sind Treiber des Goldpreises, aber auch ,hard facts' sprechen für weitere Preisanstiege", so Baumann. Höhere Gestehungskosten, Mangel an Ingenieuren, geringerer Goldgehalt im Boden, Schließung von unrentablen Minen und reduzierter Output würden zu einem geringeren Angebot führen. Zudem sorge für eine verstärkte Nachfrage, dass die Zentralbanken in Russland und China ihre Goldbestände aus Diversifikationsgründen erhöhen. Investoren würden sich außerdem vor dem Hintergrund von Rekord-Ölpreisen gegen Inflation absichern wollen und kauften das Edelmetall, sagte Telfer. Auch der Atomkonflikt zwischen den USA und dem Iran trage dazu bei. (Reuters, bpf, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.5.2006)