Ankara - Wenige Tage nach der Ermordung eines hohen Verwaltungsrichters hat der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan zur Stärkung des säkularen Systems in seinem Land aufgerufen. "Wir sollten uns alle bemühen, die Demokratie, die Trennung von Religion und Staat und das Recht zu stärken", sagte Erdogan am Samstag mit Bezug auf die anti-islamischen Proteste vom Donnerstag. Alle Institutionen sollten Hand in Hand arbeiten und sich solidarisch um Frieden und Einheit bemühen. Erdogan äußerte sich vor seinem Abflug nach Ägypten, wo er mit Politikern aus dem Nahen Osten an einem Wirtschaftsforum teilnehmen wollte. Am Donnerstag hatten bei der Beisetzung des Richters zehntausende Türken für die Trennung von Staat und Religion demonstriert. Die Beisetzung geriet damit zum Protest gegen die islamisch geprägte konservative Regierung von Erdogan. Vor allem die mächtige Armee steht Erdogans Anhängern skeptisch gegenüber. Die Armee wirft ihnen vor, zunehmend die Trennung von Politik und Religion zu Gunsten des Islam aufzuweichen. Der Attentäter, der am Mittwoch den Richter erschossen hatte, begründete seine Tat laut Medienberichten mit seinem Protest gegen ein Kopftuchurteil. Mit dem Urteil hatte die Kammer im Februar das Kopftuchverbot für Staatsbeamtinnen in der Türkei ausgeweitet. (APA)