Filmstill: Trailer
Die Köpfe der Zuschauer kreisen alle synchron. Was diese dermaßen bannt, wird in den folgenden Einstellungen schrittweise verraten: ein "Motodrom" - so auch der Titel von Jörg Wagners Kurzfilm -, womit eine Kessel-ähnliche Konstruktion gemeint ist, in der sich Motorradfahrer mit angemessener Pferdestärke rundenweise in die Höhe schrauben. Wagners Kamera fährt mit ihnen mit, übersetzt die Dynamik des Geschehens in ruckelnde Schwarz-Weiß-Bilder, und die Motoren liefern den Soundtrack zu dieser anachronistischen Attraktion. "Motodrom" ist einer der schönsten Filme, die beim Kurzfilmfestival Vienna Independent Shorts im Wettbewerb laufen. Zum bereits dritten Mal wird ein umfangreiches Angebot an internationalen Arbeiten präsentiert, die in so unterschiedliche Programme wie "Herzscheiße", "My Generation" oder "Animation" gebündelt wurden. Zusätzlich gibt es eine Auswahl des New Yorker "59 Seconds Festival" zu sehen, einen Fokus auf Arbeiten aus dem Balkan und, besonders verdienstvoll, ein Tribute an die österreichische Experimentalfilmemacherin Mara Mattuschka. Eröffnet wird am Sonntag mit einem Überblicksprogramm (20.00) und einer Diskussion (22.00) über den Kurzfilm im TV, an der u. a. Barbara Fränzen (ORF), Barbara Eppensteiner (Okto) und der Filmemacher Virgil Widrich teilnehmen. (kam/DER STANDARD, Printausgabe, 20./21.5.2006)