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Bewundert und umstritten: der chinesische Drei-Schluchten-Staudamm

Foto: EPA-PHOTO/IMAGINE CHINA/WANG WEI
Yichang - Das weltweit größte Projekt zur Wasserkraftgewinnung, der umstrittene Drei-Schluchten-Staudamm am chinesischen Jangtse-Fluss, ist am Samstag nach 13 Jahren Bauzeit offiziell vollendet worden. Das staatliche chinesische Fernsehen zeigte, wie Bauarbeiter die letzte Zementladung auf die 2.309 Meter lange und 184 Meter hohe Staumauer gossen.

Nach seiner vollständigen Inbetriebnahme soll mit dem gestauten Wasser ein Wasserkraftwerk mit einer Leistung von rund 85 Milliarden Kilowattstunden betrieben werden. Kritiker hatten Umweltschäden und die Umsiedlung von Millionen Menschen beklagt.

"Ich kann dem chinesischen Volk nun bekannt geben, dass der Drei-Schluchten-Staudamm fertig gestellt ist", sagte der Manager der mit dem Bau beauftragten Firma, Li Yong'an. "Ich bin sehr aufgeregt und stolz", fügte er hinzu, bevor die chinesische Nationalhymne ertönte.

8.000 Bauarbeiter waren in der Schlussphase an der Staumauer beschäftigt, zu Hochphasen waren zeitweise 30.000 Menschen auf der Baustelle im Einsatz. Für viele Arbeiter und Ingenieure, die von Anfang an an dem Bau beteiligt waren, bedeutete der Samstag das Ende eines ganzen Lebensabschnittes: "Ich habe 1993 frisch von der Universität hier angefangen und war seitdem immer hier", sagte der 43-jährige Ingenieur Wang Zilin. "Das war mein ganzes Leben. Ich habe sogar meine Frau hier kennengelernt."

Superlative brach das Bauwerk auch bei den Kosten: Offiziellen Angaben zufolge verschlang der Damm umgerechnet 21 Milliarden Euro, informelle Schätzungen gehen von bis zu 39 Milliarden Euro aus.

Ganz fertiggestellt ist das Mammutbauwerk allerdings noch nicht: 14 Turbinen mit einer Leistung von 700 Megawatt wurden am linken Ufer des Flusses bereits in Betrieb genommen, weitere zwölf sollen ab Ende des Jahres Strom liefern. Ein Schiffshebewerk und eine Schleuse für Schiffe von bis zu 10.000 Tonnen Gewicht sollen erst im Jahr 2008 in Betrieb gehen.

Mit dem Drei-Schluchten-Damm wird die Vision ganzer Politikergenerationen Chinas wahr. Schon Sun Yat-sen, Gründer des modernen China, träumte 1919 in seinem "Gesamtkonzept zum Aufbau des Landes" von einem riesigen Damm, der den oft unberechenbaren, mehr als 6300 Kilometer langen Jangtse bändigen und neue Energiequellen erschließen sollte.

Der Jangtse trat in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder über die Ufer und riss dabei tausende Menschen in den Tod. Zuletzt kamen 1998 mehr als 1500 Menschen ums Leben, in den 1930er Jahren wurden bei zwei noch größeren Katastrophen jeweils sogar mehr als 140.000 Menschen getötet.

Umweltschützer kritisierten, dass für das Megaprojekt 13 Städte und 4500 Dörfer überflutet wurden. Sie verweisen darauf, dass seit Beginn der Aufstauung des Wassers hinter dem Damm die Erosion an den Ufern des Jangtse rapide angestiegen ist. (APA)