Wien - Für ihre Aussage "45 Prozent der Moslems in Österreich seien integrationsunwillig" erntete Innenministerin Liese Prokop (V) nicht nur von der Opposition, sondern auch von der Islamischen Jugend Österreichs (IJÖ) herbe Kritik. Mohamed Mahmoud, Obmann des Vereins IJÖ, warf am Freitag in einer Pressekonferenz Prokop "rassistische Aussagen" vor und forderte sie auf, diese zurückzunehmen oder zurückzutreten.

"Was versteht die Innenministerin unter Integration? Wir halten uns an die Ordnung des Staates, gehen in die Schule und an die Uni, erlernen die Sprache, gehen arbeiten und zahlen Steuern. Was will die Ministerin noch mehr?" fragte sich Mahmoud. Er sprach sich für die Integration der Muslime aus, jedoch strikt gegen eine Assimilation. "Das können wir nicht akzeptieren!"

Hetzaussagen wirkliche Zeitbomben

Die "Hetzaussagen" Prokops seien die "wirklichen Zeitbomben", die für Unruhen und Diskriminierung sorgten, nicht die Muslime, so Mahmoud. Er verwies auf die Aussagen von Jugendexperten, die einige Tage zuvor vor ähnlichen Gewaltausbrüchen, wie sie in Paris und Berlin stattgefunden hatten, in Österreich warnen. Es liege an der Regierung, solche Gewaltausbrüche zu verhindern. Er appellierte an die Regierung ein gutes Beispiel zu sein. "Die Situation darf nicht eskalieren", das sei für niemanden gut.

Der Obmann der IJÖ kritisierte, dass die Integrationsprogramme der Regierung nutzlos seien. Auf die Frage, wie diese denn auszusehen hätten, erklärte Mahmoud: "Die Integrationsprogramme berücksichtigen nicht die muslimischen Werte. Man muss die Werte des anderen kennen lernen und aufeinander zugehen." Er brachte einen Vorschlag ein: Ausländische Schüler sollten ein bis zwei Stunden pro Woche in ihrer Muttersprache unterrichtet und im Deutschunterricht von Lehrern in ihrer Muttersprache unterstützt werden.

Der Verein IJÖ ist seit dem 25. April als solcher anerkannt. Wie viel Mitglieder die IJÖ dürfe laut "der Generalversammlung nicht angegeben werden". Einige Details waren Mahmoud dennoch zu entlocken: die Mitglieder seien aus allen Nationen, "die sie sich denken können", "fast" 50 Prozent davon seien Frauen. (APA)