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Wien - Im Herbst sorgte die Uniqa-Versicherung für etwas Aufsehen in der Branche, als sie ankündigte, sie überlege, ein GPS-gestütztes "Pay As You Drive"-Modell nach Vorbild der englischen Norwich-Versicherung auch in Österreich einzuführen. Damals hieß es: zunächst eine Umfrage unter potenziellen Kunden, dann eine Entscheidung. Seit Donnerstag ist es offiziell: Der Versicherer aus dem Raiffeisen-Reich will 2007 mit Kfz-Modellen mit nutzungsabhängiger Prämie starten. Der Name "Pay As You Drive" ist vergeben, also nennt Uniqa das Produkt "NOVI" ("Nutzungsoptimierte Versicherung").

Eine ins Auto eingebaute "Navibox" zeichnet mit GPS-Satellitenunterstützung die gefahrenen Kilometer und das Gebiet auf, in dem sich das Auto bewegt. Die Uniqa kooperiert mit IBM. Um die NOVI nützen zu können, muss ein Navigationsgerät im Auto eingebaut werden. Die Kosten betragen rund 130 Euro, die sich Versicherung und Kunde teilen. Wie hoch der Anteil des Versicherten ist, wurde noch nicht verraten.

35 Prozent Ersparnis

Wenigfahrern in risikoärmeren Gebieten (sprich: am Land) mit einer Jahreskilometerleistung unter 7000 Kilometern verspricht Sachversicherungs-Vorstandssprecher Johannes Hajek Ersparnisse bis zu 35 Prozent. Zielgruppe seien "Zweitautobesitzer, Cabriofahrer und Pensionisten". Intern finanziert werde das Modell über die "positive Risikoselektion" und über Neukunden, die Hajek anderen Versicherungen abspenstig machen will.

Den Vorwurf von Kritikern, dass die Basis der Risikogemeinschaft geschwächt werde und Vielfahrer mehr zahlen müssten, weist Hajek zurück: "Das Potenzial der Neukunden ist der Reiz des Modells."

Datenschützer kritisieren, dass der Versicherungskonzern dann exakt über die Mobilitätsgewohnheiten der Autofahrer Bescheid wisse, der sich nicht sicher sein könne, wofür diese Daten noch verwendet werden könnten. Hajek kontert, dass das bisherige Prämiensystem ohnehin beibehalten bleibe, und "niemand gezwungen" werde, umzusteigen. IBM-Projektleiter Axel Preiss, ergänzte, die Daten würden genauso vertraulich behandelt wie etwa die Aufzeichnungen von Mobilfunkfirmen.

Insgesamt hat die Uniqa bei der Kfz-Versicherung laut eigenen Angaben einen Marktanteil von 17 Prozent. Die Konkurrenz stand einem nutzungsabhängigen Modell bisher immer ablehnend bis abwartend gegenüber - zumindest in den öffentlichen Aussagen. Hajek erwartet, dass man mindestens ein Jahr Vorsprung habe, falls sich Mitbewerber doch anders entschließen sollten. Im Laufe des Jahres 2006 wird nun noch ein Pilotversuch mit 300 Fahrzeugen - Firmen wie Privatkunden - gestartet. Ab 2007 sollen auch Zusatzfunktionen wie ein "Carfinder" im Diebstahlsfall eingebaut werden. (szem, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.5.2006)