Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: REUTERS/Chris Helgren
In Italien, wo man gemeinhin mit 80 Staatspräsident wird, wollte er mit 57 den Sprung ins höchste Amt der Republik schaffen. Das konnte nicht gut gehen. Massimo D'Alema hat schon immer versucht, das Unmögliche möglich zu machen. Schließlich war für sein Scheitern nicht so sehr sein Alter ausschlaggebend als vielmehr der Umstand, dass sein Linksbündnis bereits die zwei anderen wichtigen Staatsämter besetzt hatte.

Rückschläge hat er stets gelassen weggesteckt. Dass sich für den prominenten Linksdemokraten auch enge Freunde Silvio Berlusconis wie Mediaset-Präsident Fedele Confalonieri stark machten, spricht für D'Alemas politischen Instinkt. Den bestreitet niemand - nicht, wer ihn fürchtet, und nicht, wer ihn verehrt. Seine politische Dialektik ist ebenso legendär wie sein Sarkasmus. Seine Fernsehauftritte sind nie langweilig.

Er war 16, als er in Pisa der kommunistischen Parteijugend beitrat. Seither führte sein Weg konsequent nach oben. 1988 wurde der Journalist Chefredakteur der Parteizeitung L'Unità, wenig später gehörte er zu den Protagonisten des Wandels von der KPI zu einer sozialdemokratischen Partei. Es war der Realpolitiker D'Alema, der Hammer und Sichel endgültig als Parteisymbole verbannte. Die Partei war seine zweite Heimat.

Der neue Außenminister stammt aus einer kommunistischen Familie, in der beide Eltern überzeugte Parteimitglieder waren. Mit 13 Jahren durfte der kleine Massimo dem Führer der Moskau-treuen Kommunisten, Palmiro Togliatti, beim zehnten Parteitag einen Blumenstrauß überreichen. Die Meinungen hat der Präsident der Linksdemokraten schon immer stark polarisiert - ob er nun im Fernsehen seinen Perfektionismus beim Risottokochen unter Beweis stellte oder sich als Steuermann seiner 16-Meter-Yacht zeigte. Auch der Preis seiner handgefertigten Schuhe und seiner Maßanzüge sorgte beim Parteivolk für Diskussionen.

D'Alemas Leben war von schweren Schicksalsschlägen gezeichnet. Seine erste Frau starb früh, seine zweite Lebensgefährtin verunglückte tödlich. Dass seine jetzige Frau, Linda Giuva, bei der Wahl des neuen Staatspräsidenten mehrere Stimmen erhielt, kommentierte D'Alema wie gewohnt ironisch: "Meine Frau wäre für das Amt besser geeignet als ich, weil sie gemäßigter und ausgeglichener ist."

Der Vater zweier Kinder, der von 1998 bis 2000 Regierungschef war, kehrt jetzt als Vizepremier ins Kabinett von Romano Prodi zurück, an dessen Stuhl er vor acht Jahren kräftig mitgesägt hatte. Das Klima in der neuen Regierungsmannschaft bezeichnete er als "prächtig". Dabei setzte Massimo D'Alema unter seinem Schnauzbart zu jenem ironischen Schmunzeln an, das seine Gegner so verabscheuen und seine Verehrer so mögen. (DER STANDARD, Printausgabe, 18.5.2006)