Wolfhard Fromwald ist seit 1990 im Vorstand der CA Immo und hier zuständig für Rechnungswesen, Controlling und Investor Relations.

Foto: CA Immo AG
STANDARD: Die CA Immo galt immer als besonders zurückhaltend. Neuerdings geben Sie sich aber deutlich lauter - und einen neuen Sprecher des Vorstandes gibt es mit Karl Ettenauer auch. Wird ein radikaler Strategiewechsel eingeläutet?

Wolfhard Fromwald: Kein radikaler Strategiewechsel, aber Maßnahmen zur Stärkung der Marktposition. Wir haben ein gutes Image am Markt, genießen Vertrauen. Manchmal sind aber auch größere Schritte nach vorne notwendig, um seine Position zu behaupten.

STANDARD: Mit Ihrer bisherigen Strategie haben Sie allerdings kräftig an Marktanteilen verloren - wollen Sie die jetzt mit einer 180-Grad-Drehung wieder aufholen?

Fromwald: Es stimmt, dass wir das kräftige Marktwachstum der zurückliegenden zwei Jahre nicht in dem Ausmaß mitgemacht haben. Die verlorenen Marktanteile aufzuholen steht nicht im Vordergrund, aber wir wollen zumindest ab sofort das Marktwachstum stärker mitmachen. Die Verstärkung im Vorstand sehe ich persönlich auch in dieser Richtung. Drei Vorstände bringen mehr weiter als zwei.

STANDARD: Mehr Wachstum heißt auch mehr Risiko. Also doch ein Strategiewechsel?

Fromwald: Sicher nicht, denn es wird kein Wachstum um jeden Preis geben, wir werden nicht hinter dem Markt herlaufen. Auf der anderen Seite bringt unser neuer Vorstand Ettenauer auch viele neue Kontakte vor allem im osteuropäischen Raum mit, die wir jetzt für verstärkte Aktivitäten nutzen wollen. Wir haben 2005 in Osteuropa Immobilien um rund 300 Millionen Euro gekauft und insgesamt rund 400 Millionen Euro investiert. Das entsprach einem Wachstum von über 60 Prozent. Für 2006 peilen wir eine Verdoppelung an, und es gibt dafür auch schon entsprechende Vorgespräche. Dazu brauchen wir aber auch frisches Geld, weil wir derzeit bereits zu 40 Prozent fremd finanziert haben und momentan alle verfügbaren Gelder in Immobilien veranlagt haben.

STANDARD: Das heißt, Sie geben junge Aktien aus.

Fromwald: Wir bereiten für das zweite Quartal eine Kapitalerhöhung vor, die 300 Millionen Euro einbringen soll . . .

STANDARD: . . . was für Ihre Pläne nicht ausreichen kann.

Fromwald: Stimmt, wir bereiten daher neue Anlageprodukte vor, mit denen wir uns vor allem an institutionelle Anleger wenden werden.

STANDARD: Was konkret?

Fromwald: Wir wollen bis zu 49 Prozent unserer Ost-Holding, die wir künftig CA Immo International nennen werden, an neue, vor allem auch institutionelle Anleger verkaufen. Ziel ist, dass wir mit der damit deutlich verstärkten Kapitalbasis auf jenen Märkten, auf denen wir uns bewegen, nicht mehr zu übersehen sind.

STANDARD: Dazu würde es aber auch reichen, bloß eine etwas größere Kapitalerhöhung zu machen. Mitbewerber bieten derzeit junge Aktien in Milliardenhöhe an, dagegen wirken Ihre 300 Millionen Euro geradezu mickrig.

Fromwald: Ich stimme Ihnen zu, dass derzeit sehr viel Kapital in Immobilienveranlagung fließt und die Immobiliengesellschaften dementsprechend aktiv darauf reagieren. Wir sprechen mit unseren CA Immo Aktien vor allem die privaten Anleger an. Das wollen wir mit institutionellen Anlegern, von denen wir uns bis zu 400 Millionen Euro erwarten, entsprechend ergänzen. Es wird jedenfalls einen weiteren Börsengang mit unseren Osteuropa-Bestandsobjekten geben, der CA Immo International AG, außerdem werden wir zwei weitere Kapitalgesellschaften gründen, nämlich eine Gesellschaft für Immobilien in Deutschland sowie einen risikoorientierteren Sicar-Fonds nach Luxemburger Recht, den CA Immo New Europe Property Fund für weiter entfernte osteuropäische Wachstumsmärkte.

STANDARD: Zurück zu Ihrem Aktionsradius: Wo genau wollen Sie Immobilien einkaufen?

Fromwald: Neben den osteuropäischen Ländern, wo wir bereits etabliert sind - wie Polen, Ungarn, Tschechien, Rumänien und Bulgarien -, sind wir derzeit in Serbien, in Kroatien, der Ukraine und Russland aktiv auf der Suche.

STANDARD: Dabei hatten Sie noch vor einem Jahr gesagt, dass Russland für Sie kein Thema ist . . .

Fromwald: . . . genauer gesagt, nicht erste Priorität ist. Wir haben dort bis dato viel sondiert, aber keine geeigneten Objekte zu attraktiven Preisen bekommen. Unser neuer Vorstandskollege Ettenauer bringt hier aber neue Kontakte ein, die wir nutzen werden.

STANDARD: Alle investieren derzeit auch in Deutschland, bei der CA Immo AG blieb es hier bis dato bei einer Absichtserklärung.

Fromwald: Das könnte sich bald ändern. Wir bemühen uns zurzeit um ein größeres Deutschlandpaket von zumindest 300 Millionen Euro.

STANDARD: Und in Österreich?

Fromwald: Wir haben hier in diesem Jahr bereits 92 Millionen Euro investiert und haben bekanntlich auch für das Allianz-Paket mitgeboten, für das gerade jetzt die Vorentscheidung erwartet wird. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13./14.5.2006)