Rund 22 Millionen Hektoliter unverkäuflichen Weines werden in der EU jedes Jahr zu Industriealkohol destilliert - mit einem Aufwand von 500 Millionen Euro. Diese sinnlose Überproduktion will die EU nun beenden: vermutlich, indem sie 2,5 Milliarden Euro ausgibt, um bis zu 15 Prozent der Wein- Anbauflächen stillzulegen.

Prinzipiell ist es klug, sich mit einer Einmalzahlung lästige Dauerbelastungen vom Hals zu schaffen. Es stellt sich aber auch die Frage, wie lange sich die Gemeinschaft den Luxus noch leisten kann und will, Millionen und Milliarden vor allem im Agrarbereich für das Beenden von wirtschaftlichen Tätigkeiten - für das Nichtstun also - auszugeben, während in der Bildung, Forschung und Entwicklung vorn und hinten das Geld fehlt und die USA und der Ferne Osten in diesen Bereichen weiter und weiter davonziehen. Doch auf die Lobby der (Wein)-Bauern ist Verlass: Viele der betroffenen Bauern hätten ohne die angenehme Gewissheit, dass die EU Überschüsse schon aufkauft, auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen längst reagiert.

Österreich, so meinen heimische Experten, sei von den Stilllegungen nicht betroffen, diese Aktion richte sich gegen den Anbau niedrigster Qualitätsstufen - gegen den Tafelwein. Doch ein Blick auf die Statistiken zeigt, dass Österreich weit entfernt ist vom Bild des Exporteurs hochqualitativen Weins: Gerade einmal 1,16 Euro pro Liter war 2005 der Durchschnittserlös im heimischen Weinexport. Am wichtigsten Markt, Deutschland, sind es gerade einmal 1,44 Euro.

Damit ist dem Image vom "Ösi-Fusel" kaum beizukommen. Die wenigen Starwinzer mit ihren Spitzenprodukten verzerren das Bild: Zu einem erfolgreichen Weinexporteur ist es für Österreich noch ein weiter Weg - und für die EU ein teurer. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.5.2006)