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EZB-Präsident Trichet denkt daran, die Lockerheit in der Geldpolitik einzuschränken.

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Frankfurt - "EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hat klar gemacht, dass es für den Fall, dass sich die Szenarien für Wachstum und Inflation bestätigen, die Notwendigkeit besteht, die Lockerheit in der Geldpolitik einzuschränken", sagte der scheidende EZB-Chefvolkswirt Otmar Issing in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der spanischen Tageszeitung "Expansion" mit Blick auf die nächste EZB-Zinssitzung am 8. Juni in Madrid. Risiken für die Preisstabilität gingen vom hohen Ölpreis sowie vom starken Zuwachs bei Geldmenge und Krediten aus. "In diesem Klima können Zweitrundeneffekte auftreten, obwohl bis jetzt der dämpfende Einfluss der Löhne bestehen geblieben ist."

Höherere Zinsen notwendig

Auch das EZB-Ratsmitglied Lorenzo Bini Smaghi erklärte, höhere Zinsen seien angesichts der mit stärkerem Wachstum verbundenen Inflationsrisiken notwendig.

Der Höhenflug des Euro auf fast 1,30 Dollar hatte Sorgen um die exportgetriebene Konjunkturerholung geweckt und Vermutungen aufkommen lassen, die EZB könnte eine Pause auf ihrem Zinserhöhungskurs einlegen. Eine Zinsanhebung um 25 Basispunkte auf dann 2,75 Prozent im Juni gilt als fast sicher. Analysten erwarten, dass die EZB den Zins bis zum ersten Quartal 2007 in kleinen Schritten auf 3,25 Prozent erhöhen wird.

Spekulationen über Höhe

Spekuliert wird aber noch, ob die Zentralbank nach zwei kleinen Zinserhöhungen um ein viertel Prozent im Dezember und März dieses Mal den Schlüsselzins nicht doch gleich um einen halben Prozentpunkt heraufsetzt. Die Währungshüter legten sich dazu weiter nicht fest. Issing, der Ende Mai in Ruhestand geht, ließ diesen Punkt offen. Die große Wachsamkeit der EZB mit Blick auf die Inflation beinhalte keine Festlegung auf einen Zeitplan oder das Ausmaß geldpolitischer Änderungen.

Bini Smaghi rechtfertigte in der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera" ebenfalls nur die grundsätzliche Absicht der EZB zu Zinserhöhungen: "Der fortschreitende Anstieg der Zinsen steht im Einklang mit der gegenwärtigen Erholung, besonders nach einer Zeit mit sehr niedrigen Zinsen und wegen der Notwendigkeit, gegen Inflationsdruck anzuarbeiten." (APA)