Bild des Anstoßes: Mit diesem Sujet wurde für das Sommerfestival-Programm "Sex, crime and the City" geworben.
Foto: Sujet Big Art Group
Was haben ein als liberal ausgewiesener Kulturbegriff und Sexismus gemeinsam? Ganz einfach: Ersterer speist sich mit Vorliebe aus zweiterem. Unter dem Banner "Freiheit der Kunst" müsse es möglich sein, alles abzubilden, wird argumentiert und dabei ein grundsätzliches Prinzip außer Acht gelassen, jenes des "divide et impera". Denn erst nach vollzogener Karthesis, die zur Folge hat, dass die viel gepriesene Freiheit nicht für alle gleiche Gültigkeit besitzt, kann derart gewaltet werden: Auseinander dividieren, was das Zeug hält.

Dann tut sich folgendes Szenario auf: Sich selbst als liberal oder links (bzw. links-liberal) und somit als gesellschaftskritisch verstehende ZeitgenossInnen, die ansonsten laut gegen Ausbeutung als unhaltbaren Ausfluss des kapitalistisch-patriarchalen Systems zu Felde ziehen, finden es plötzlich ganz in Ordnung, wenn degradierende, also ausbeuterische Darstellungen des Frauenkörpers gezeigt werden. Dann wird umgeschwenkt und die "Freiheit der Kunst" hoch gehalten. Das Teile und Herrsche-Prinzips bedient. Ein wahrlich alter Hut!

Erinnert sei, um nur ein Beispiel zu nennen, an die "linke Revolution" von 1968, in der sich männliche Genossen und Studenten nicht entblödeten die Anliegen der in den 60er-Jahren noch extrem diskriminierten Frauen als "Nebenwiderspruch" abzutun. Dass diese Degradierungen nach wie vor systemimmanent sind und sich ohne deren Einschluss ins gesellschaftspolitische Ganze nichts, zumindest nicht zum Guten, verändern lässt, erweist sich als ein ebenso alter Hut.

Aber manche Hüte, so abgetragen und lausig können sie gar nicht sein, werden immer wieder aufgesetzt. Notfalls zusammen geflickt mit weither geholten und wiederholten Beteuerungen, das Eine habe doch mit dem Anderen nichts zu tun. Doch durch Suggestion werden die Fakten nicht wahrer. Irgendwann ist auch das Gift der wirksamsten Mottenkiste verbraucht und die vielen zerfressenen Stellen nicht mehr zu stopfen.

Als die Szene Salzburg zur Präsentation des Sommer-Festival-Programms mit obigem Sujet warb, empörte sich Ulrike Saghi, grüne Gemeinderätin in Salzburg, in einem Protestschreiben an den Indentanten Michael Stollhofer über die öffentlich gemachten "erotischen Männerfantasien": "Eine Frau in ergebener Rückenlage, flankiert von einer eindeutig phallisch ausgerichteten Video-Kamera", schrieb Saghi und weiter: "Was ist die künstlerische Botschaft Herr Intendant Stollhofer? Kunst, die thematisiert, die politisch agiert, die anregen will, die begeistern soll, die aufwühlen will, braucht ein bisschen mehr als eine Frau, die ‚aufs Kreuz gelegt wurde’!". Und erntete dafür von Stollhofer nur gleichgültiges Achselzucken. Saghis Assoziationen seien "relativ beliebig".

Das war nicht anders zu erwarten, wenn das "divide et impera"-Prinzip unhinterfragt bleibt. "Freiheit der Kunst" hat doch mit jener für Frauen nichts zu tun. Ein alter Hut! (dabu)