Wien/Unterloiben - "I hob an Frust", seufzte F. X. Pichler. Wenn er sehe, was rundum alles erlaubt sei, so der Spitzenwinzer, was die andern alle dürften und wie sich die Wachauer Weinbauern selbst beschränken würden - und keiner wisse etwas davon.
Dieser Frust, der sich nicht nur bei Pichler, sondern generell in der Wachau breit gemacht hatte, führte nun zu einer Offensive. Anlass war das Weinhandelsabkommen zwischen der EU und den USA im Dezember 2005. Dieses ermöglicht die Einfuhr von Weinen, die mithilfe von Verfahren hergestellt werden, die in der EU nicht gestattet sind und die auch nicht extra ausgeschildert werden müssen - was auf lange Sicht neue hochtechnologische Produktionsmethoden sozusagen "schleichend" ermöglichen würde (siehe Wissen).
Donnerstagabend wurde der "Codex Wachau - oder die Charta des reinen Weines" von den Winzern Franz Hirtzberger, Emmerich Knoll und Toni Bodenstein (Weingut Prager) präsentiert und von Landeshauptmann Erwin Pröll patroniert. Eine Charta, die auf jenen Grundsätzen beruht, die sich die Winzer der Vinea Wachau bereits 1984 auferlegt hatten.
"Wir wollen die Sorte, die Lage und den Jahrgang möglichst unverfälscht in die Flaschen bringen und werden den unbequemen Weg weitergehen", erläuterte Knoll das Anliegen. Künftig sind also alle Wachauer Weine, die der Kategorisierung "Steinfeder", "Federspiel" und "Smaragd" folgen, automatisch dem "Codex Wachau" untergeordnet. Dies bedeutet unter anderem: Die Weine, die ausschließlich aus Trauben aus dem Anbaugebiet Wachau stammen, müssen auch im Weinbaugebiet in Flaschen gefüllt werden; die Winzer verzichten auf jegliche Anreicherung; es gibt keine Konzentration, keine Aromatisierung und keine Fraktionierung mithilfe der Spinning Cone Column (sprich: der Wein darf nicht in seine Bestandteile zerlegt und neu zusammengefügt werden, was derzeit EU-weit ohnehin - noch - nicht erlaubt ist).