Helmut Elsner, in dessen "Epoche" (Elsner) als Chef der Gewerkschaftsbank Bawag die Karibik-Verluste von 999 Mio. Euro des Jahres 2000 gefallen sind - hatte nun also seinen ersten großen Auftritt. Die Berichterstattung, die nicht zuletzt Elsners Lebensstil thematisierte (Penthouse, Pensionsauszahlung, 300.000-Euro-Lotterien-Job, Villa in Südfrankreich, Kauf zweier Mercedes-Autos just zu dem Zeitpunkt, als die Kunden die Bank leer zu räumen drohten), ließ den Bawag-Exchef zur Initiative und zum Krisencoach greifen. Da lief etwas schief für ihn, das galt es, seinem Ego entsprechend, zurechtzubiegen. Man hat schließlich eine Vergangenheit zu verlieren.

Bis zum etwaigen Prozess (es laufen Vorerhebungen, und es gilt die Unschuldsvermutung) wird es noch dauern - die Rolle, die der 71-jährige "Marcel" dort spielen wird, ist aber spätestens jetzt klar. Auszug aus dem Textbuch: Investmentbanker Wolfgang Flöttl, von dem Elsner jetzt aber wirklich enttäuscht ist ("Er hat studiert, sogar in Harvard!"), hat alles verbockt, Elsner kann für nichts etwas, Elsner hat die Bank gerettet, ein bisschen Dank für 48 Jahre Wirken für die Bawag kann man schon erwarten.

Eine nicht rasend überraschende Verteidigungsstrategie, die Elsner aus juristischer Sicht nicht schaden wird, weil er nämlich den Behörden nichts anderes erzählt. Was Elsner aber garantiert nicht nützen wird: seine absolute Unfähigkeit zur Reflexion, sein völliger Mangel an Einsicht, seine unglaubliche Unfähigkeit, auch nur einen Hauch von Bedauern darüber zu empfinden, dass die Bank und der ÖGB auf dem Boden liegen, die Bawag-Mitarbeiter am Boden zerstört sind, der Steuerzahler für die Bank haften muss - letztlich also sein Charakter. Diesen zu erahnen fällt nun, nach Elsners Selbstmitleidshow, aber wirklich niemandem mehr schwer. Merci, Marcel. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13./14.5.2006)