Sandra Jakovcic und Emanuel Raviola

Foto: Publicis

Georg Grunsky (links) und Simon Alber

Foto: SGX
Jährlich werden beim renommierten Werbefestival in Cannes im Juni die weltweit besten Nachwuchskreativen gekürt. Die österreichische Vorausscheidung im Printbereich gewannen Sandra Jakovcic (Art Director) und Emanuel Raviola (Text), beide von der Agentur Publicis. Sie treten gegen 34 Nationen an. Erstmals durchgeführt wird heuer der Film-Wettbewerb für junge Kreative. Simon Alber (Art Director) und Georg Grunsky (Regie) von der SGX Filmproduktion ist hier eines der insgesamt zehn internationalen Zweierteams. Aufgabe der Young Creatives ist es, einen 30-sekündigen Handy-Werbespot in 72 Stunden und eine Printanzeige in 24 Stunden zu realisieren.

DER STANDARD: Wie schon bei der Vorausscheidung in Österreich geht es in Cannes darum, einen 30-sekündigen Handy-Werbespot - dafür ist 72 Stunden Zeit - im TV-Bereich bzw. eine Printanzeige in 24 Stunden zu realisieren. Wie gehen Sie an diese Aufgabe heran? Wo liegen hier die Schwierigkeiten?

Sandra Jakovcic/Emanuel Raviola: Es beginnt dabei aufmerksam das Briefing zu verfolgen. Spitzt man die Ohren genau, werden das Anliegen und die gewünschte Kernaussage bereits hier kommuniziert. Danach am besten sofort zusammensetzen um Notizen und erste Ansätze zu besprechen.

Es folgen 10 Stunden Brainstorming, ein wenig Schlaf und die Einigung auf eine Idee. Am nächsten Tag die Umsetzung und Daumen drücken. Schwierigkeiten gibt es eigentlich keine. Natürlich ist der Zeitdruck relativ groß; aber das ist eben die Challenge. Ein gutes Team pusht sich weiter und weiter bis DIE Idee geboren ist. Was auf jeden Fall immer da sein sollte: Viel Red Bull und - wie die Erfahrung gezeigt hat - eine Flasche Sekt ;-)

Georg Grunsky/Simon Alber: Wir lassen uns von dem Briefing in Cannes überraschen und hoffen, dass uns das vorgegebene Thema liegt. Die Schwierigkeiten bestehen sicherlich darin, ein Konzept zu finden, das sich auch in der sehr begrenzten Zeit von 72 Stunden umsetzen lässt und zugleich aussagekräftig ist. Im Allgemeinen gehen wir aber sehr entspannt an die ganze Sache heran und halten uns unseren Kopf für kreative Ideen frei.

DER STANDARD: Was erwarten Sie sich von Cannes, was ist ihr Ziel?

Sandra Jakovcic/Emanuel Raviola: Von Cannes erwarten wir uns, dass es hält was es verspricht. Jeder der dort war spricht von unvergesslichen Erlebnissen und Party ohne Ende. ad Ziel: Lässig wäre natürlich ein Platz unter den ersten drei - dass wir wieder unser allerbestes geben werden, ist eh klar ;-)

Georg Grunsky/Simon Alber: Nun ja, die Top Ten wären ja bereits erreicht ... Scherz beiseite: Selbstverständlich strebt man immer nach dem 1. Platz. Wir werden auch einen großen Teil der Zeit darauf verwenden eine wirklich gute Idee zu finden, die uns beide zu 100-prozentig überzeugt. Wichtig dabei ist für uns ein umfassendes Brainstorming, das kritikfrei jeder Idee eine Chance gibt. Auf jeden Fall sind wir froh in Cannes überhaupt dabei sein zu können.

DER STANDARD: In Cannes wird jährlich die weltbeste Werbung gekürt. Was macht für Sie gute Werbung aus? Was soll ein guter Werbespot können/bewirken/auslösen?

Sandra Jakovcic: Interessant ist, was man sich selbst erarbeitet. Ein gutes Sujet oder ein guter Spot lässt dem Betrachter einen Teil der Geschichte offen. Der Moment in dem man beginnt den Twist zu verstehen, ist der wo man emotional an die Aussage oder an die Marke die wirbt heranrückt.

Emanuel Raviola: Gute Werbung erzählt in meinen Augen interessante Geschichten. Sie unterhält den Betrachter und fällt ihm nicht zur Last. Sie stört ihn nicht, sondern bringt ihn zum schmunzeln, nachdenken etc. und ruft die gewünschte Reaktion hervor ohne ihm dabei etwas aufzuschwatzen.

Grunsky/Alber: Gute Werbung trifft eine klare Aussage über ein/e Produkt/Dienstleistung die genügend Aufmerksamkeit erregt um von der Zielgruppe meinungsbildend wahrgenommen zu werden. Ausgezeichnete Werbung hingegen zeichnet sich von guter Werbung durch die kreative Art ab, wie diese Aufmerksamkeit erregt wird - sei es Provokation, die Eröffnung neuer Perspektiven oder die Nutzung ungewohnter Werbemittel.

Kunden in Österreich neigen in Regel leider dazu den kreativen Spielraum der Agenturen und Filmproduktionen extrem einzuschränken. Oftmals werden ausgezeichnete, kreative Ideen als "zu gewagt" eingestuft und vom Auftraggeber abgelehnt. Die Ergebnisse aus solchen Briefings erfüllen dann zwar die Vorgaben, die Kreativität und Gewitztheit der Ideen reichen aber eben nicht für Cannes. (ae)