Johanna Grafl
Filialleiterin bei Berndorf

Ich selbst bin ja nur eine Sonntagsköchin. Ich komme einfach nicht zum Kochen. Aber ich nehme es mir immer wieder vor - nicht zuletzt, weil ich doch seit 26 Jahren bei Berndorf arbeite. Also in einem Ambiente, in dem es vor allem um die Lust und die Freude am Kochen geht. Wenn ich da mit den Kunden plaudere und die erzählen, was sie wie kochen, denke ich mir immer, dass ich das selbst doch endlich auch ordentlich angehen könnte - aber das wird wohl erst in der Pension so sein.

Foto: Alksandra Pawloff

Trotzdem kaufe ich mir immer die Dinge, von denen ich glaube und weiß, dass sie nicht nur schön, sondern auch funktional sind. Aber die landen leider dann alle in meiner Küchenlade - und bleiben dort. In 26 Jahren wären da natürlich etliche Laden voll geworden. Aber ich verschenke die Sachen nach einiger Zeit. Das macht mir große Freude. Meistens bekommen das dann Freunde und Verwandte, von denen ich weiß, dass die Dinge auch wirklich verwendet werden.
Ein Gerät gibt es aber, das ich nicht verwende, das aber immer noch in unserem Haushalt zu finden ist und das auch nicht verschenkt werden wird: der Spaghettitopf. Den habe ich einmal meinem Mann gekauft - damit er sich etwas zu essen machen kann. Ich selbst habe den Topf kaum je benutzt. Aber für die Küchenlade ist er ein bisserl zu groß.

Foto: Alksandra Pawloff

Kurt Tichy
Eissalonbetreiber

Bei uns zu Hause ist das ganz eindeutig der Kartoffelschäler. Der wird eigentlich nie verwendet. Weil wir zu Hause fast nie kochen: Im Sommer haben wir extrem wenig Zeit und schlingen maximal eine Pizza hinunter. Und im Winter versuchen wir, das Leben zu genießen, und gehen eher ins Restaurant. Weil wir sonst ja eh nie Zeit haben. Der Kartoffelschäler führt also ein eher tristes Dasein.

Foto: Alksandra Pawloff

Gleich neben ihm liegt ein Flaschenöffner. So ein alter, klassischer mit zwei Hebelarmen. Der wird auch fast nie verwendet. Mangels Weinkompetenz - obwohl ich doch die Gastgewerbeprüfung habe: Ich gebe mich zwar als Weinkenner aus, habe aber in Wirklichkeit überhaupt keine Ahnung von Wein. Aber dazu stehe ich.
Daran, die Dinge auszumisten, habe ich natürlich schon gedacht. Immer wieder. Aber da siegt dann meistens die Bequemlichkeit: Man verschiebt das Ausmisten immer wieder. Das ist so wie mit alten Kleidern im Kasten - die trägt man ja auch nie, aber irgendetwas hindert einen jedes Mal wieder daran, sie wegzuwerfen.

Foto: Alksandra Pawloff

Klaus Huber
Brillendesigner bei La Roche

(Erster Anruf:)Hm. Das ist eine schwierige Frage. Ich bin nämlich gerade nicht daheim. Aber in der Lade ist sicher einiges drin, was ich nie verwende - aber eben weil ich es nie verwende, ist es mir auch nicht geläufig. Weil ich es ja sonst entweder verwenden oder aussortieren würde. Ich glaube, da muss ich einfach nachschauen, dann reden wir noch einmal.

Foto: Alksandra Pawloff

(Zweiter Anruf, einen Tag später:) Ich habe jetzt nachgeschaut. In der Lade liegen eigentlich fast nur Dinge, die ich auch brav verwende. Zwei Dinge sind aber da, die nicht benutzt werden. Das wäre zum einen ein Tortenheber und zum anderen ein Dressiersack, mit dem man Schlagobers schön auf Torten oder sonst wo auftragen kann. Beides wird nie verwendet. Der Tortenheber war Teil eins Servier-Sets - aber der Dressiersack ist mir ein Mysterium. Ich habe keine Ahnung, wie der da hineinkommt. Vermutlich habe ich irgendwann einmal geglaubt, ich würde oder könnte dieses Ding gebrauchen, aber das war dann offensichtlich nicht der Fall.
Ob die beiden Dinge noch in der Lade sind? Ja. Sie sind drin und werden drinbleiben. Vielleicht brauche ich sie ja einmal - aber vermutlich werden sie irgendwann wieder genauso vergessen sein, wie sie es vor diesem Gespräch waren. Und weiter in der Lade liegen.

Foto: Alksandra Pawloff

Lilli Hollein
Journalistin

Ich habe derzeit eigentlich keine Küche. Ich bin gerade beim Umbauen, und auch die Küche wird hoffentlich, irgendwann, endlich fertig. Aber in meiner letzten Küchenlade lag der Kartoffelpüreestampfer meiner Oma immer ganz hinten. Der ist wichtig, weil er mich an meine Oma erinnert, die immer "die Püree" gesagt hat. Weil sie aus der französischen Schweiz kam.
Ihre unglaubliche Püree konnte auch meine Mama noch machen, aber ich habe da nicht ganz die Ambition. Obwohl ich doch hoffe, dass ich mich in meiner Küche dann doch irgendwann zu diesem Level der Handarbeit wieder motivieren können werde.

Foto: Alksandra Pawloff

Das andere Gerät in meiner Küchenlade wird - wenn meine Küche einmal fertig ist - hoffentlich ganz hinten liegen und nie wieder verwendet. Es kommt aber derzeit ständig zum Einsatz. Dabei ist es eigentlich ein ultimatives Prologerät: ein Spezial-Pizzaschneider. Ich ernähre mich derzeit aus oben genannten Gründen leider viel zu oft von Pizza aus dem Karton. Das Pizzaschneiderad ist immer dabei. Und für mich die totale Überhöhung des Begriffes Fastfood: ein Ding, das mir hilft, schnelles Essen noch schneller zu essen.
Aber wenn meine Küche einmal fertig ist, werde ich das Rad nie wieder verwenden. Habe ich mir jedenfalls vorgenommen.

Foto: Alksandra Pawloff

Thomas Höbinger
Apotheker

In den meisten Küchenladen unserer Wohnung sind vor allem Medikamente zu finden, aber das ist wohl berufsbedingt. Außerdem führen wir beide, also meine Frau und ich, alles andere als einen großen Kochhaushalt.
Umso erstaunter waren wir, als wir in einer Lade einen Schnitzelklopfer gefunden haben: Keiner von uns weiß, wie oder wann der dorthin gekommen ist. Und keiner von uns käme je auf die Idee, selbst Schnitzel zu backen: Schnitzel gibt es im Gasthaus oder bei Mutter.

Foto: Alksandra Pawloff

Was mich beim Nachschauen aber wirklich gefreut hat, war zu sehen, was da alles so in den Laden lag. Etwa eine Sammlung alter Holzspießchen mit Fähnchen oben drauf. Solche Fähnchen waren vor vielen Jahren einmal modern. Und wir haben die einmal in einem kleinen Kaufhaus auf Sizilien gefunden und sofort gekauft - aber höchstens ein Mal verwendet und dann halb vergessen. Diese Fähnchen wieder zu sehen war nett - und vielleicht verwenden wir sie ja wirklich wieder einmal.

Foto: Alksandra Pawloff

Elisabeth Max-Theurer
Olympiasiegerin im Dressurreiterin

In meiner Küchenlade gibt es eigentlich wenig, das ich nie verwende. Jedenfalls fällt mir da aus dem Stand nicht viel ein. Die Gurkenzange vielleicht. Oder der Teigroller - ja, der Teigroller wird eigentlich am wenigsten verwendet. Aber er ist eben - im Gegensatz zu anderen Dingen, die man auch kaum verwendet und die anderswo liegen - hier drin. Weil man so eine Lade ja einmal einrichtet und dann da alles hineingibt, von dem man glaubt, man würde es dringend brauchen. Dann will man es griffbereit haben. Manchmal braucht man diese Dinge dann eben doch nicht.

Foto: Alksandra Pawloff

Der Teigroller wird trotzdem in der Lade bleiben. Weil es ja sein könnte, dass man ihn braucht. Irgendwann einmal. Das ist bei vielen anderen Dingen doch auch so, dass man sie nicht weggibt. Diese Küche ist auch erst vor zwei Jahren eingerichtet worden. Das ist noch nicht so lange her: Vielleicht brauche ich den Teigroller ja wirklich einmal.

Text: Thomas Rottenberg
Fotos: Aleksandra Pawloff
(Der Standard/rondo/12/05/2006)

Foto: Alksandra Pawloff