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Frankfurt - Übernahmen und Fusionen im europäischen Finanzsektor nehmen einer Studie zufolge getrieben durch zahlreiche grenzüberschreitende Transaktionen deutlich zu. Die weltgrößte Wirtschaftsprüfungsfirma PricewaterhouseCoopers (PwC) erwartet, dass dieser Trend angesichts der Suche der Konzerne nach ertragsstarken Wachstumsmärkten vorerst anhält.

"Zusammenfassend gehen wir davon aus, dass sich die europäischen Finanzkonzerne quer durch Europa ambitionierte Wachstumsziele gesetzt haben, die nur schwer durch organisches Wachstum alleine zu erreichen sein dürften", erklärte PwC-Partner Henning Heuerding am Donnerstag.

Dies werde in den nächsten ein bis zwei Jahren zu weiteren Übernahmen und Fusionen (M&A) in Europa führen. Hinzu kämen das Interesse von US-Banken und -Versicherern an Zukäufen auf dem Kontinent sowie die steigende Aktivität von Finanzinvestoren in der Branche. Für Italien geht PwC von einer steigenden Zahl an Übernahmen innerhalb der Landesgrenzen aus.

Gesamtvolumen 79 Milliarden

2005 gingen im europäischen Finanzsektor der Studie zufolge Fusionen und Übernahmen im Gesamtvolumen von knapp 79 Mrd. Euro über die Bühne - 73 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Davon entfielen mehr als zwei Drittel auf grenzüberschreitende Transaktionen. 2004 waren es erst 62 Prozent, zwei Jahre zuvor lag der Anteil nicht einmal halb so hoch. Die Bankenbranche sorgte für gut drei Fünftel aller Abschlüsse.

Anders als 2004, als vor allem in Großbritannien und Irland Banken und Versicherungen fusioniert und übernommen wurden, verteilte sich das Geschäft im verhangenen Jahr weit stärker auf die verschiedenen Länder Europas. An der Spitze lag Deutschland, auf das ein Transaktionsvolumen von 22,7 Mrd. Euro entfiel. Allein der Kauf der Münchener HVB - und damit auch der Mehrheit an der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) - durch die italienische Großbank UniCredit steuerte dazu 15,4 Milliarden Euro bei. Hinzu kamen die Übernahmen der Eurohypo durch Commerzbank und des BHW durch die Postbank.

Schwellenländer

2005 entfielen bereits 15 Prozent des M&A-Volumens auf Schwellenländer, ein Jahr zuvor waren es 2,5 Prozent gewesen. Die 3,8 Milliarden Euro schwere Übernahme der rumänischen Banca Comerciala Romana (BCR) durch die österreichische Erste Bank war europaweit die sechstgrößte Transaktion.

Schwellenländer dürften PwC zufolge bei der Konsolidierung im Finanzsektor an Bedeutung gewinnen. "Große, reife Finanzkonzerne sehen sich zunehmend begrenzten Wachstumsmöglichkeiten in ihren Heimatmärkten gegenüber", prognostizierte PwC-Partner Daniel Knüsel. Übernahmen würden durch wettbewerbsrechtliche Bedenken mitunter verhindert. Deshalb liege es nahe, nach Zentral- und Osteuropa, Russland, in die Türkei oder die Ukraine auszuweichen. "Wir gehen davon aus, dass dies in den kommenden Jahren ein wichtiger Aspekt bei Fusionen und Übernahmen im Finanzsektor sein wird", erklärte Knüsel. (APA/Reuters)