Wien - Fast jede namhafte internationale Zeitung widmet der geplanten OMV-Verbund-Fusion heute, Donnerstag, einen Leitartikel. Die Kommentatoren äußern sich durch die Bank skeptisch über den wirtschaftlichen Sinn des Deals und orten hinter dem Fusionsplan die österreichische Politik, die nach Meinung vieler Leitartikler einen "nationalen Energiechampion" schaffen will.

"Wall Street Journal" (WSJ)

sieht keine "Logik" hinter dem geplanten Deal und meint: "Es handelt sich um eine komplette Kehrtwende zur erklärten Politik der OMV, 'upstream' (bei Exploration, Förderung, Anm.) zu expandieren. Das fusionierte Tier wäre ein Energiekonglomerat. Damit würde es komplexer werden und die geplante Führungsstruktur würde das Management erschweren."

Unter dem Seufzer "Oh Vienna" schreibt ein Kolumnist der

"Financial Times" (FT):

"Dass die OMV das akzeptiert hat, könnte Probleme aufzeigen, Zugang zu ordentlichen 'upstram'-Projekten zu erhalten bzw. weitere Fusionen im osteuropäischen Raffinerie-Sektor verfolgen zu können, namentlich mit der polnischen PKN Orlen und der ungarischen MOL." Die Übernahme des Verbund sei zwar nicht teuer, weil keine der üblichen "Übernahmeprämien" gezahlt werde, trotzdem werde die getätigte Investition in den nächsten Jahren nur wenig profitabel sein.

"Neue Zürcher Zeitung" (NZZ):

"Vermag die vereinbarte 'österreichische Lösung' aus einer unternehmerischen Perspektive nicht wirklich zu überzeugen, bietet sie dem Staat doch die Möglichkeit, seine Kontrollmehrheit am Verbund in die OMV einzubringen und damit, ohne viel politische Nebengeräusche zu verursachen, auf elegante Weise eine nicht mehr zeitgemäße Mehrheitsbeteiligung los zu werden."

Unter der Headline "Größe ist nicht alles" schreibt die

"Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ):

"Natürlich ergeben sich Größenvorteile, wenn sich ein integrierter Öl- und Erdgaskonzern mit einem Wasserkraftproduzenten zusammenschließt (...) Doch insgesamt kommt es in dem neuen Gebilde voraussichtlich zu einer Gewinnverwässerung für die OMV-Anteilseigner. Seltsam ist auch, dass das Management der OMV entgegen der internationalen Übung plötzlich vom Kerngeschäft abweicht."

Das "Handelsblatt"

sieht einen "neuen Nationalismus" am Werk und ist sich sicher, "dass der Staat als Großaktionär die Fusion maßgeblich vorantreibt. Österreich will in erster Linie ein nationales Schwergewicht schaffen, das gegen die europäische Konkurrenz bestehen soll."

Die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) meint:

"Die Republik wird nur 35 Prozent an dem neuen Konzern besitzen, was einer ideellen Zeitenwende gleichkommt: So wie die Trinkwasserreserven galt bislang die Energiesicherheit als ungeeignet, reinem Marktgeschehen überantwortet zu werden." (APA)