Die Wohn- und Büroanlage in Klagenfurt ist das tausendste Passivhaus in Österreich.

Foto: IG Passivhaus
Vergangene Woche überreichten Vertreter der IG Passivhaus den Architekten Klaura und Kaden für das Mehrfamilien- und Bürohaus am Lendkanal in Klagenfurt und seinen stolzen Bewohnern die Auszeichnung als das 1.000ste Passivhaus in Österreich. Die Büro- und Wohnhausanlage in der Tarviserstraße mit insgesamt 960 Quadratmeter Nutzfläche wurde im Juli 2005 begonnen und im vergangenen April fertig gestellt. Pro 130m² Wohnfläche fallen hier Heizkosten von etwa 200 bis 250 Euro pro Jahr (Raumwärme und Warmwasser) an (Heizwärmebedarf: 12,6 kWh/m²/Jahr).

Als übergeordnetes Ziel des Projekts war ein energieeffizienter Wohnbau mit großzügigen Wohneinheiten in guter Klagenfurter Lage zwischen See und Stadt formuliert worden. Bestehende Infrastrukturen und öffentliche Verkehrsanbindungen haben die Standortwahl bestimmt.

3,5 Millionen Liter Heizöl gespart

Mit einer Nutzfläche von knapp einer halben Million Quadratmetern sparen diese 1.000 Passivhäuser jährlich rund 3,5 Millionen Liter Heizöl (bzw. Heizöl-Äquivalent) gegenüber konventionellen Gebäuden ein. Zu diesem Ergebnis kam der jüngste Forschungsbericht der "Passivhaus Objektdatenbank" der IG Passivhaus im Auftrag der Programmlinie "Haus der Zukunft". "Österreich hat mit Abstand die höchste Dichte an Passivhäusern weltweit", freut sich der Geschäftsführer der IG Passivhaus Österreich, Günter Lang, der darin auch einen wesentlichen wirtschaftlichen Impuls sieht.

In vier Jahren wird jeder vierte Neubau in Österreich nach Passivhaus-Standards errichtet werden, prognostiziert eine Studie des Freiburger Fraunhofer-Instituts. 2010 könnten dann hierzulande rund 11.800 Passivhäuser stehen.

"Vom ersten Tag an günstiger"

"Die bis zu 80 Prozent niedrigeren Energiekosten decken die 5-8 Prozent Mehrkosten bei der Errichtung innerhalb weniger Jahre ab, und die höchsten Förderungen für Passivhäuser mit einer Energiekennzahl von maximal 15,0 kWh/m²/Jahr sind zusätzliche Anreize für Bauherrn", so Lang. Das Passivhaus komme den Bewohnern damit vom ersten Tag an günstiger.

Passivhausbewohner können für Raumwärme derzeit mit Energiekosten von lediglich 1,50 Euro pro Quadratmeter rechnen. Das Zehn- bis Zwanzigfache müssen in der Regel Bewohner von Altbauten für die Beheizung ihrer schlecht gedämmten Häuser hinblättern. Der Passivhaus-Standard halte daher auch bei der Sanierung von Altbauten Einzug, so Lang.

Exportschlager Passivhaus

Der IG Passivhaus-Geschäftsführer weiß auch von einem regelrechten "internationalen Gedränge" um Besichtigungstermine in den österreichischen Passivhäusern zu berichten. "Egal, ob Energie- und Umweltminister samt großen Wirtschaftsdelegationen aus Kanada, China oder Tschechien, oder Architektur-Studentenscharen aus Bulgarien, USA oder Italien, genauso wie Bauträger aus Irland, Lettland und Südafrika: Sie alle wollen es sehen, begreifen und erleben, wie es die Österreicher anstellen, dass sich diese in ihren Passivhäusern bestens wohl und behaglich fühlen, obwohl diese Gebäude trotz der strengen Winter keine herkömmliche Heizung mehr benötigen." Die Österreichische Bauwirtschaft profitiere bereits heute von diesem Know-how-Vorsprung und erhalte zurzeit laufend Anfragen aus der ganzen Welt. (red)