Richtig „säuerlich“ wird die Angelegenheit, wenn aus diesen Phrasen auch noch Deklarationen und Manifeste gezimmert werden und nichts Konkreteres folgt. Viel zu wenige Produzenten nehmen sich die Zeit oder haben den Mut (oder beides), um das, was an „Naturnähe“ oder „Modernität“ eingesetzt wurde, offen darzulegen. So legal kann es gar nicht sein. Sich explizit zu deklarieren, welche Methoden und Mittel man einsetzt und welche nicht, bedeutet schließlich auch sich auf etwas festzulegen.
Offenheit im Bezug auf den Herstellungsprozess ist aber notwendig und steht auch für einen Qualitätssprung, durch den sich ein Weinproduzent, eine Gruppe von Erzeugern, eine Region etc. von der Masse derer unterscheidet, die nach „naturnahen Prinzipien“ arbeitet, mit „modernsten kellertechnischen Methoden“ produziert und die – surprise, surprise – „guten Wein machen will“. Und es ist ein Schritt gegen die Vermutungen, Verdächtigungen und brodelnden Gerüchte, die man immer wieder serviert bekommt, sobald man nur ein bisschen an die Technologien anstreift.
Weininteressierte kann man nicht oft genug dazu auffordern, naiv zu sein und nachzufragen: Wie schmeckt nun „Terroir“ und weshalb macht es Wein so besonders - ein in den letzten Jahren besonders geschundener Begriff, ohne den aber so gut wie kein Etikett, keine Imagebroschüre gedruckt wird. Was macht die „Naturnähe“ konkret aus und durch welche „modernsten Methoden“ wurde der Wein nun gejagt? Man darf als Kauf-Interessent erfahren, wie „natürlich“ ein Wein gemacht, wie „modern“ er behandelt wurde und auch warum.